Christian Holzhausen hat ursprünglich eine eigene Werbeagentur gehabt, bis er merkte, dass Werbung und Marketing nicht länger mit seinen persönlichen Zielen übereinstimmten. Heute hilft Christian als Coach anderen Menschen, den wirklich entscheidenden Schritt zu machen, um ihr eigenes Glück und ihre eigene Erfüllung zu finden.
In dieser Folge erzählt Christian, wie sein Programm „Leben 5.0“ seinen Klienten hilft, herauszufinden, wo ihre Erfüllung liegt, was sie bisher ausgebremst hat und wie sie die ersten Schritte auf ihrem neuen Weg in die Tat umsetzen können.
Julia: Ich freue mich sehr, dass ich heute den lieben Christian Holzhausen zu Gast habe. Herzlich willkommen, Christian!
Christian: Hallo! Schön, dass ich die Gelegenheit habe, heute mit dir im Austausch zu sein. Darüber freue ich mich sehr.
Warum suchen wir Veränderung?
Julia: Ja, ich freue mich auch sehr. Ich denke, dass wir einige Themen haben werden, wo sicher viele mitfühlen können. Es geht unter anderem um Gelassenheit, Selbstverwirklichung, Transformation. Wie schaffe ich Veränderungen in meinem Leben? Was ist denn aus deiner Sicht der Hauptgrund dafür, dass Leute überhaupt Veränderungen wollen?
Christian: Das ist eine sehr spannende Frage. «Darmglück», darum geht es ja hier, und darum, wie der Darm auf Lebensumstände reagiert. Ich glaube, der Punkt ist, die meisten Menschen – und da erzähle ich auch ein Stück meiner Geschichte – stolpern so ein Stück weit durchs Leben und haben immer so eine latente Unzufriedenheit, die irgendwo im Untergrund so mitschwimmt.
Das kenne ich von mir. Das kenne ich aus meinem Elternhaus. Ich glaube, man kommt im Leben irgendwo zu dem Punkt an dem plötzlich die Frage auftaucht: «Soll’s das jetzt schon alles gewesen sein?» Das passiert heute mehr als früher. Das können ganz verschiedene Auslöser sein. Auslöser sind ganz häufig solche Situationen wie vielleicht eine Trennung, vielleicht ein Krankheitsfall in der Familie oder der eigene Krankheitsfall. Vielleicht gibt’s sogar den Fall, dass jemand das Leben verlässt, dass jemand geht.
Da gibt es so einschneidende Momente, in denen man sich die Frage stellt: Was wäre denn, wenn das jetzt bei mir so wäre? Wir brauchen ja oft diese Reflektion. So blöd, wie es ist – wir brauchen das, was dem gegenüber passiert, um selbst zu erkennen: Was wäre, wenn das jetzt meins wäre? Wäre ich so, wie es gelaufen ist, glücklich und zufrieden, oder habe ich das Gefühl, dass da noch mehr drin ist?
Ich glaube, dass wir dieses Thema Veränderung gern aus dem Blick verlieren und so in diesem Alltag drinstecken. Und es wird ja alles immer schneller. Ich habe mal, so vor etwa fünf Jahren eine Studie gelesen mit der Headline: „In deutschen Unternehmen wird zu 95 % schneller kommuniziert.“ In dem Moment habe ich mich gefragt: Ist das jetzt Fluch oder ist das Segen? Denn auf der einen Seite ist das toll. Manche Prozesse funktionieren schneller. Aber das führt ja nicht dazu, dass die Menschen weniger zu tun haben, dass die Menschen mehr Ruhe haben. Stattdessen führt es dazu, dass einfach die Arbeitslast immer mehr steigt und dass ich immer weiter von der Frage weggetragen werde: Was will ich denn eigentlich mit meinem Leben?
Es braucht dann anscheinend manchmal diese einschneidenden Momente, um sich bewusst zu machen: Bin ich eigentlich da, wo ich meiner Meinung nach hingehöre oder bin ich das nicht? Ich glaube, das ist heute sogar noch präsenter als das vielleicht vor 30, 40, 50 Jahren war.
Julia: Aus meiner Sicht ist es halt oft so – vielleicht, weil ich natürlich mit dem Thema Gesundheit zu tun habe –, dass viele warten, bis der Leidensdruck hoch genug ist. Gerade die Ernährung zu ändern «tut vielen weh», weil es – ja, ich sag‘ mal – auch ein «Trost» ist oder einfach eine Komfortzone, die viele am liebsten fast als letztes verlassen. Ich habe das auch öfters schon gehört, dass Leute sagen: «Das einzige, was mir noch Spass macht im Leben ist das Essen.» Und da wehren sich dann viele. Wenn dann der Leidensdruck gross genug ist, wenn es mir schlecht genug geht, dann erst bin ich bereit, das zu ändern.
Christian: Ernährung, das ist auf der einen Seite oft diese Befriedigung, die Ersatzbefriedigung und die Belohnung. Ich habe zwischendurch mal für eine Ernährungsberatung Coaching-Stunden angeboten. Nicht, wenn die nicht mehr weiterwussten, sondern als Ergänzung für die Teilnehmer. Ganz häufig war das Thema: Die Menschen essen nicht, weil sie Hunger haben, sondern – und das fand ich ein schönes Bild – weil sie sich anders fühlen wollen in dem Moment. Dann greifen sie zu der Scheibe Brot, zu der Schokolade, zu den Chips, zu was auch immer. Das ist einfach, um sich über das Gustatorische in dem Moment ein anderes, besseres Gefühl zu holen, was dann aber ja ganz häufig genau ins Gegenteil umschlägt. Nämlich in dieses «Ach, jetzt hab’ ich schon wieder …» – «Mann, bin ich blöd. Ich kann’s aber auch nicht …» Und dann taucht da wieder dieser Selbstvorwurf auf.
Sind wir unter Stress noch Herr unserer Entscheidungen?
Julia: Ich weiss nicht, wie sehr du dich mit dem Thema Hirn beschäftigst? Wir haben ja verschiedene Hirnareale. Wir haben ja dieses sogenannte «Reptilienhirn», das so ein bisschen auf Autopilot läuft, und dann eben das Frontalhirn, das sagt: «Ich will jetzt das!» und das Reptilienhirn sagt: «Nee, ich will es aber anders.» Gibt’s da einen Weg, wie man mit diesen Arealen gut umgehen kann oder wie man das vielleicht besser verstehen kann?
Christian: Ich unterscheide in der Arbeit gern drei Ebenen. Dabei untergliedere ich sogar noch etwas mehr. Es gibt einen schönen Vortrag von Gerald Hüther, in dem er untergliedert. Das ist ganz schön zu sehen. Er zeigt Gehirnscans, und da, wo es rot aufleuchtet ist Aktivität. Er fragt: «Okay, wenn Menschen in Stress geraten, was passiert da?» Normalerweise entscheiden wir. Das denken wir zumindest. Da gibt es die «handlungsleitenden Muster» – so beschreibt er es – aus dem Frontalhirn. Das heisst Entscheidung, bzw. die Umsetzung der Entscheidung, kommt aus dem Frontalhirn.
Gerald Hüther sagt, wenn Menschen in Stress geraten und der Stress ein gewisses Niveau erreicht hat, dann kommen irgendwann keine handlungsleitenden Muster mehr aus dem Frontalhirn. Dann schalten wir zurück auf die frühkindlichen Muster. Ein Beispiel, dass ich in Vorträgen immer gern verwende: Stellt euch einen dieser amerikanischen Anwaltsfilme vor oder so Filme, in denen eine Bürosituation gezeigt wird. Dann funktioniert irgendwas nicht und der Protagonist im Film räumt mit dem Arm einmal so den Schreibtisch ab. Das sind solche Muster. Wenn der Stress so gross ist, dass keine handlungsleitenden Signale mehr aus dem Frontalhirn kommen, dann arbeiten wir mit dem frühkindlichen, dem limbischen Teil.
Wenn der Stress noch weiter steigt. Wenn es noch schlimmer wird, dann sind wir soweit, dass wir auf das Basalhirn zurückschalten. Im Basalhirn gibt es nur drei Reaktionsmuster: Es gibt Angriff. Das Gehirn verschafft sich einen Eindruck, etwa: Lohnt Angriff? Dann greife ich an. Wenn das aussichtslos erscheint, dann gehe ich in die Fluchtreaktion. Und wenn die Fluchtreaktion und Angriff aussichtlos erscheinen, dann gehe ich in die Starre.
Ich mache in Vorträgen auch gern den Bogen: „Was erkenne ich über das Unternehmen, wenn Menschen – Mitarbeiter – im Stress sind?“ Die, die auf Angriffsmodus gehen, die gehen zum Chef und beschweren sich, beklagen sich. Dafür sollte man sogar noch dankbar sein, denn die zeigen: Hier ist echter Handlungsbedarf. Denn die, die auf Flucht schalten, die melden sich krank. Die sind einfach nicht mehr da. Und die, die darüber hinaus sind, die sitzen einfach nur noch da und machen eigentlich nichts Produktives mehr. Die sind zwar anwesend, aber da passiert nichts. Das ist die Analogie mit Stress, die Gerald Hüther sehr schön aufmacht, über die drei Gehirnareale. Und am Ende ist es ja so.
Du sprichst ja von dem unbewussten und dem bewussten Teil. Wir Menschen glauben ja immer, die Ratio würde entscheiden. Es gibt ja neurobiologische, auch schon relative alte Untersuchungen dazu, die ganz klar belegen, dass eine Entscheidung in Gehirnarealen schon getroffen ist, bevor sie ins Frontalhirn kommt. Bevor überhaupt irgendetwas klar ist.
Am Ende werden wir das vielleicht auf dein Thema beziehen. Das, was ich in den letzten Jahren so für mich an Erfahrungen gesammelt habe, ist: Wir dürfen uns die Frage stellen: Wo kommen denn diese limbischen Reaktionsmuster her? Im Sinne von: «Ich greife jetzt mal in diese Tüte», ohne das möglicherweise bewusst steuern zu können.
Im Rahmen dieser Ernährungsberatung hatte ich eine Klientin – das war total faszinierend. Die hat total gute Ergebnisse in dieser Ernährungsberatung gehabt. Und dann ist etwas passiert. Sie kam zu mir und sagte: «Ich komme nicht weiter.» Ich fragte: «Was ist denn passiert? Was hat sich denn geändert?» Wir haben eine ganze Weile gebraucht bis sie irgendwann sagte: «Naja, ich hab‘ irgendwann angefangen, mich nicht mehr ganz dran zu halten.» Ich sagte: «Aha, das ist ja spannend.» So, und dann sagte sie irgendwann: «Naja, ganz ehrlich? Abnehmen ist ja auch anstrengend. Abnehmen ist ja auch total schmerzhaft, eine totale Quälerei.» Da habe ich sie nur angeguckt, habe geschmunzelt und habe gesagt: «Siehst du, das ist ein Glaubenssystem. Das ist ein Glaubenssatz, den du gerade 100 % erfüllst.» Sie hat weiter abgenommen, hat sich aber total damit gequält und es ging ganz langsam – genau zu ihrem Glaubenssatz passend.
Denn was hatte sie gemacht? Sie hatte dann sich halt nur diese eine Kugel Eis gegönnt. Oder diese zwei Täfelchen Schokolade. Gerade so, dass ihr System aufrechterhalten wurde, dass Diät bzw. Abnehmen – wie du es auch immer bezeichnen willst –, dass das langsam ist, dass das schwierig ist, dass das anstrengend ist, dass das bei allen anderen funktioniert, nur bei ihr nicht. Da hat sie sich selbst wunderbar diese selbsterfüllende Prophezeiung gebaut.
Glaubenssätze
Ich glaube, wir dürfen uns an der Stelle bewusst machen: Was glauben wir über Dinge? Zum Beispiel über das Thema Abnehmen. Oder im Erfolgscoaching-Bereich stellen sich viele die Frage: Was glaube ich über Geld? Genau das gleiche. Was glaube ich über Erfolg? Und es gibt den schönen Spruch: «Egal ob du glaubst, dass du’s schaffst oder nicht: Du wirst immer Recht haben», Weil das eben eine Programmierung ist, die im Unterbewusstsein stattfindet.
Du hast gefragt: Was kann ich da tun? Ich muss zwischen den Zeilen lesen, denn Glaubenssätze stehen dir nicht auf die Stirn geschrieben. Wenn ich an meine Geschichte zurückdenke … Ich habe ein Lebensthema. Mein Lebensthema heisst: «Ich bin nicht gut genug.» Das habe ich ganz früh in meinem Leben gelernt.
Wenn ich Menschen zuhöre, habe ich heute ein sehr, sehr treffsicheres Gespür für so etwas und weiss ganz genau, wo jetzt dieser Glaubenssatz wirkt, weil ich relativ gut erkennen kann: Das ist der Glaubenssatz, der dahintersteht. Natürlich habe ich auch meine Erfahrung gesammelt. Aber das braucht’s im Gegenüber. Als ich früher meine ersten eigenen Coachings besucht habe, bin ich zu meinem Ausbilder damals gegangen und habe gesagt: «Ich komme hier und da nicht weiter.» Der hat mir dann so einen Glaubenssatz gesagt, wo ich gesagt habe: «Oh, Scheisse, das tut gerade weh.» Aber ich habe dann gesagt: «Nee, das hat natürlich nichts mit mir zu tun.» Natürlich ist es mein Thema.
Ich glaube, das ist das Wichtige, sich davon loszumachen. Mal an die Zuhörer: Wenn Julia hier im Podcast irgendwas erzählt und ihr das Gefühl habt … Da gibt es zwei Reaktionsmuster. Entweder ihr habt das Gefühl: «Ja, sie hat Recht», dann ist das ein Thema bei euch. Und wenn ihr denkt «Boah, nee. Ich glaub‘ die spinnt! Was ist denn das für ein Scheiss? Das hat mit mir ja gar nichts zu tun!» Dann weisst du auch: „Okay, es ist dein Thema.“
Julia: Ja. Alles, was Resonanz erzeugt letztlich.
Christian: Genau. Das ist eben der Fokus, den wir aufmachen können und wo wir darauf achten können: Wo regt sich in uns was? Wo merken wir: Hier fängt’s an zu knirschen. Hier fühlt sich’s komisch an. Nun weiss ich immer: Okay, da steckt für mich ein Thema drin. Und wenn das passiert – das ist immer wieder meine Empfehlung – trag es dir ein für den nächsten Tag. Am nächsten Tag kümmere ich mich darum, dass ich mich mit jemandem – egal wer das ist – darüber austauschen kann. Und da gehört am Anfang ein Stück Selbstdisziplin mit dazu.
Julia: Also ist der erste Schritt quasi: Ich erkenne, was sind überhaupt für Glaubenssätze da? Was denke ich? Oder: Was erzähle ich mir für Geschichten? Und der nächste Schritt ist, das mit jemandem zu besprechen?
Christian: Ja, genau.
Julia: Und was bringt das Besprechen? Oder was kommt danach?
Christian: Es kommt immer darauf an, mit wem du sprichst. Du kannst das mit deinem Freund oder deiner Freundin besprechen. Die wird dann wahrscheinlich sagen: «Oh, ja? Oh, das tut mir so leid. Echt?» Das ist die eine Kategorie. Die kann auch total gut sein. Ich will den unterstützenden Austausch überhaupt gar nicht in Frage stellen, den liebe ich ja auch. Ich mag es auch manchmal, einfach jemandem mal zu erzählen, dass es echt mal gerade Scheisse läuft und dann auch mal nur zu hören: «Stimmt, du hast recht. Es ist im Moment echt auch mal Scheisse und ich kann verstehen, dass sich das doof anfühlt.» Das ist in Coaching-Kreisen echt schwierig, da jemanden zu finden, der das einfach mal sagt. Bei den meisten kommt dann: «Okay. Was wäre denn der erste Schritt, um da rauszukommen?» Ich liebe beides, ohne Frage, aber das ist ja eher so die Kategorie «Freund».
Die Kategorie, die ich aber als Lösung ans Herz lege, ist ein versierter Kollege. Die Frage ist immer: Woran erkenne ich einen versierten Kollegen? Das ist eine nicht einfach zu beantwortende Frage. Ich sage ganz bewusst beim ersten Treffen, egal ob das online oder offline ist: «Wir beide entscheiden am Ende dieses ersten Treffens, ob wir den Weg gemeinsam gehen oder nicht. Wenn du kein gutes Gefühl dabei hast, wenn du denkst, ich bin nicht der Richtige für dich, dann beenden wir das. Und wenn ich das Gefühl habe, ich bin nicht der Richtige, dann beenden wir das.» Ich glaube, das ist ganz wichtig, denn es braucht diese Ehrlichkeit und Offenheit, um genau in diesem Prozess zu arbeiten.
Ich kann es aus zwei Blickwinkeln betrachten. Du hast ja gefragt: „Was passiert dann?“ Es gibt zwei Möglichkeiten. Von meinem Ausbildungshintergrund her habe ich viel im Bereich NLP gemacht. Ich habe dazu auch eine Ausbildung gemacht, die nennt sich „ROMPC“. Das klingt immer toll, auch wenn ich es ganz ausspreche: Das ist „Relationship-Oriented Meredian-Based Psychotherapy Counselling and Coaching“. Ich sag immer ganz gerne: „Das Akronym vernichtet sich jetzt von selbst.”
Wichtig ist zu verstehen, was da drinsteckt. Denn das, was da drin steckt ist im Grunde eine Kombination aus verschiedenen Lehren aus Transaktionsanalyse, Tiefenpsychologie, aus energetischer Psychologie. Es geht viel um Klopfen von Meridianpunkten, die genutzt werden. Es geht um neurobiologische Erkenntnisse, die mit eingeflossen sind. Hüthers Erkenntnisse, zum Beispiel, sind viel mit eingeflossen in die Arbeit. Zudem kommt der Begründer hier aus Kassel, aus quasi direkter Nachbarschaft.
Wie Mikrotraumatisierungen zur Bildung von Glaubenssätzen beitragen
NLP ist sehr lösungsorientiert, zielorientiert. Ich gucke nur nach vorn. Ich stelle mir die Frage: «Okay, was ist der nächste Schritt, den du gehen kannst?» Da gibt es durchaus Fälle, wenn Menschen in turbulenten Zeiten in Problemsituationen gekommen sind, dass so etwas wie ein Ressourcentransfer total gut hilft. Das ist etwas, das wir zum Beispiel im NLP gut machen können. Aber dann stelle ich manchmal fest, dass Menschen so einen ersten Schritt nach vorn gehen und dann plötzlich doch wieder zurück in den Status Quo, es doch nicht verändert bekommen.
Dann weiss ich – oft höre ich das auch schon vorher – dann weiss ich, da steckt irgendeine Geschichte hinter. Ich nutze mal ein grosses Wort, was gar nicht so in der Grösse gemeint ist, aber da stecken Traumatisierungen hinter. Das muss nicht immer diese riesengrosse Traumatisierung sein, sondern das können kleine Traumata aus der Kindheit sein. Ich erzähle meinen Klienten gern folgendes Bild: Stell dir vor ein Kind, sagen wir mal 4-5 Jahre alt, geht einen bestimmten Weg und am Ende des Weges ist ein Graben. Und das Kind geht diesen Weg, kommt an diesen Graben, denkt sich: «Haha! Da spring ich drüber!», ist vielleicht noch mutig, ist aufgeschlossen, fällt rein, bricht sich das Bein. Das ist noch nicht das Schlimme. Das Schlimme ist, wenn dann Mama und Papa kommen und das Kind dafür verurteilen, dass es das probiert hat. Und das ist zum Beispiel eine Traumatisierung.
Denn was die kindliche Seele erwartet ist: «Aua! Ich hab‘ mir jetzt wehgetan. Mama und Papa, das sind meine Bezugspersonen, die müssen jetzt kommen und müssen mich in den Arm nehmen und müssten mich halten, trösten, mit Liebe umsorgen.» Das ist das, was die kindliche Seele in dem Moment erwartet und braucht. Und wenn das Kind erlebt, dass es deshalb – auch, wenn das ja nicht inhaltlich stimmt; die Eltern lieben das Kind ja deshalb nicht weniger – aber, wenn es das nicht erfährt, was es da als tiefen, sehnsüchtigen Wunsch hat, dann sorgt das dafür, dass eine Todesangst entsteht, eine existenzielle Angst. Dadurch bilden sich Glaubenssätze.
Jetzt drehen wir das Rad des Lebens nach vorn. Da ist jetzt ein Erwachsener, der das erlebt hat, der geht diesen Weg mit den gleichen Kriterien und am Ende ist auch der Graben, der wird – und das ist nur die Metapher an dieser Stelle – möglicherweise ganz, ganz viele Glaubenssätze ausbilden: «So einen Weg kann man nicht gehen.» – «Ich bin nicht stark genug.» – «Ich kann nicht weit genug springen.» – «Ich bin nicht kräftig genug.» – «Ich bin nicht dies.» – «Ich bin nicht das.» Nur, um dieser alten Todesgefahr oder dieser Todesangst, die in der kindlichen Logik da war, zu entgehen.
So entstehen ja Prägungen. Dabei braucht diese kindliche Seele, die ja jeder in sich trägt, manchmal einfach nur die Gewissheit: «Ja, damals hat das in die Lebenswirklichkeit gepasst, aber möglicherweise passt das nicht mehr in meine heutige Lebenswirklichkeit.» Und dem jüngeren Selbst ein Stück weit deutlich zu machen, dass es heute in Sicherheit ist.
Das ist so ein Element, das zu erkennen für mich ganz, ganz viel diese Ausbildung im Bereich ROMPC gebracht hat: Da gibt es Beziehungsbedürfnisse, die Menschen haben, und wenn die – insbesondere in Kindheitstagen – nicht erfüllt werden, entstehen dadurch Glaubenssätze, entstehen dadurch Haltungen, entstehen dadurch Verletzungen, Mikroverletzungen, die sich über die Jahre und Jahrzehnte zu grossen Limitierungen aufbauen können.
Zum Beispiel, dass jemand eine Angst entwickelt, vor Menschen zu sprechen. Vielleicht jemand, der als Kind der ganz grosse Zampano war, der sich vor die Leute gestellt hat, die Erwachsenen bespasst hat und als 20, 21, 23jähriger dann irgendwie dasteht und denkt: «Nee, ich kann das nicht. Ich bin nicht gut genug. Die Leute schmeissen Tomaten.»
Julia: Ja. Und das kann ja ganz woanders herkommen. Das Interessante ist ja, dass das oft überhaupt nicht vom normalen Verstand verstehbar verknüpft werden kann, sondern das kann ein ganz anderes Ereignis gewesen sein, was gar nichts mit öffentlichem Reden zu tun hat, was da eben wieder angetriggert wird.
Kann man Glaubenssätze ändern?
Julia: Wie gehst du da vor, wenn so Glaubenssätze vorhanden sind, die eben wirklich aus der Kindheit kommen. Können wir die überhaupt noch ändern?
Christian: Also, zwei Gedanken dazu. Ich glaube, es gibt gewisse Lebensthemen. Das hatte ich ja vorhin auch gesagt. Das Thema «Vor Menschen reden» ist ein Stück auch meine Geschichte. Ich habe früher da ganz ehrlich – wenn ich mein Rad des Lebens so um acht, neun Jahre zurückdrehe – eine ganz perfide Strategie gehabt, wie ich Veranstaltungen aus dem Weg gehe. Da fing es schon an.
Ich bin Veranstaltungen aus dem Weg gegangen, wo mehr als zehn Leute waren, die ich nicht kannte. Man wird natürlich als Unternehmer immer mal eingeladen zu irgendeinem Event, zu einem Sommerfest, zu was auch immer. Und ich war aber immer der Meinung, ich bin gar nicht gut genug, um mich mit den anderen Unternehmern da zu präsentieren und mit denen auch noch Smalltalk zu halten und mich mit denen auszutauschen. Und am Ende, wenn ich zurückblicke, hat eine Intervention, die vielleicht anderthalb Stunden gedauert hat, dazu geführt, dass ich zumindest erstmal den grossen Propfen lösen konnte.
Ungefähr zwei, drei Wochen nach der Intervention war ich eingeladen auf eine Veranstaltung «Interkulturelle Kommunikation». Das war eine Coaching-Veranstaltung. d. h. das waren alles Coaches. Ich dachte damals, ich bin immer noch nicht gut genug, obwohl ich so viel Ausbildung hatte. Das war davor. Dann bin ich da doch endlich hingefahren. Ich hatte früher immer so eine Strategie gehabt, dem aus dem Weg zu gehen. Bin dann dahin gefahren und bin sogar in den Raum gegangen. Ich wusste, ich bin anderthalb Stunden zu spät. Das hat mich nicht abgehalten, mich auf den letzten freien Platz zu setzen. Irgendwann habe ich dann gedacht, so nach zehn Minuten, als ich mich so umgeguckt habe: «Na, das ist ja spannend. Wie komme ich denn jetzt hier rein in diesen Raum?» Und der zweite Gedanke war: «Warum sitze ich vorne, neben dem Dozenten, auf den gerade alle gucken?» Also, eine völlige Umkehr meines vorherigen Verhaltens.
Wie gehen wir mit Glaubenssätzen um? Es gibt ein paar wunderbare Mechanismen, wunderbare Tools. Auf der einen Seite gibt es ein paar Dinge aus dem NLP-Kontext, wo wir alte Glaubenssätze neu «printen», also «Re-Imprint» nennt sich das. Das bedeutet wirklich durch die Lebenslinie zurückzugehen und zu gucken: Wo ist denn eigentlich der Ursprung dieses Glaubenssatzes?
Da gibt es zwei Möglichkeiten. Als Ursprung kann ich da eine überzogene kindliche Reaktion nehmen, die ich merke. Das gibt’s ja manchmal, dass Menschen kindlich überzogen reagieren. Und das andere, was ich machen kann ist, über einen Glaubenssatz, der mir möglicherweise bewusst ist, zu gehen. Da kann ich mit einem Coach zurückgehen in meiner Lebenslinie und kann gucken. Es wird immer verschiedene Imprint-Situationen geben, wo sich das mehr und mehr manifestiert hat. Die Aufgabe ist, dahin zu gehen und zu schauen: Wo war der eigentliche Ursprung davon?
NLP macht das dann relativ pragmatisch. Es packt in den initialen Imprint ganz, ganz viel Ressourcen rein. Schaut: Was braucht das jüngere Selbst? Da braucht es Sicherheit, Mut, Kraft, Freude, Liebe. Dann noch mal zu gucken: Was brauchten die Eltern, die ja auch oft oder in aller Regel in dem Kontext mit drin sind? Was brauchen die an Ressourcen? Man packt dann – mal ganz pragmatisch gesprochen – die Ressourcen zusammen und erzählt dem Klienten, während der durch die Lebenslinie nach vorn geht, eine ressourcenvolle Lebensgeschichte. Das sorgt dafür, dass die nächstfolgenden Erlebnisse neu bewertet werden. Je mehr Imprints ich habe auf dem Weg in das Hier und Jetzt, desto stärker wird natürlich auch der Glaube. Allein schon in diesen zehn Minuten, die ich den Weg wieder nach vorne gehe, wird der Selbstglaube der unterstützende Glaube, weil die Ressource einfach in der Lebenslinie vorhanden ist. Das ist so das, wie ich NLP-technisch draufgucke.
Selbststeuerungskompetenz
Julia: Wie habt ihr denn das Problem gelöst von der Frau, von der du erzählt hast, dass sie denkt, dass so eine Ernährungsumstellung so schwer ist oder dass das anstrengend ist, dass das wehtut. Weisst du das noch, wie ihr da vorgegangen seid?
Christian: Ich muss an der Stelle dazusagen, weil sie aufgeben wollte, habe ich bei ihr schon stark polarisiert. Es gibt ja immer diesen schönen Spruch: «Wasch mich, aber mach mich nicht nass.» Wir waren da sehr im reflektorischen Teil. Was ich mit ihr gemacht habe, war ein Stück weit eine ROMPC-Intervention, also aus diesem anderen Verfahren, das ich gemacht habe. Da gibt es eine Basis-Intervention und die nennt sich: «Annehmen, was ist.» Das ist ein Stück weit auch eines meiner Lebensmottos. «Selbstannahme im Problemkontext». Das ist das, was ich ihr, relativ pragmatisch, mit auf den Weg gegeben habe.
Das ist ein im Grunde genommen ganz einfaches Verfahren, ganz einfaches Tool. Wenn ich meine rechte Hand über die linke Brust lege, ist da ein neuro-lymphatischer Punkt. Den reibt man im Uhrzeigersinn und spricht eine Affirmation: «Ich liebe und akzeptiere mich voll und ganz, auch damit, dass … ich meine Ernährung nicht in den Griff kriege, dass ich denke, dass das Abnehmen schwierig ist usw. usf.» Wenn du vorher die Belastung von 0 bis 10 skalieren lässt, siehst du bei 90 % der Klienten in der Regel eine Verbesserung um drei bis vier Punkte. Allein diese Intervention, dass Menschen sich selbst sagen: «Ich liebe mich und akzeptiere mich mit dem Thema, das ich habe.»
Das ist immer wieder so spannend für mich. Ich mag diese Übung, weil das auf so eine einfache Weise die Selbststeuerungskompetenz zeigt. Ich merke plötzlich: Guck mal, ich spreche da einfach etwas aus. Ich muss das gar nicht glauben. Ich mache so eine leichte Handbewegung oberhalb meiner Brust und reibe das so ein bisschen und plötzlich – wie cool! – verändert sich mein Stressempfinden.
Das habe ich ihr damals mit auf den Weg gegeben, einfach, um ihr ein Stressregulativ zu geben. Das ist auch so ein Beispiel gewesen, wo ich gesagt hab: «Ich will die». Wir hatten uns zunächst gegenseitig kennengelernt, und innerhalb von einer Stunde dann geguckt: Wo ist denn eigentlich des Pudels Kern? Und ich schaue dann eben: Welches erste Tool kann ich dem Klienten ganz konkret mit an die Hand geben, so dass er oder sie wirklich für sich selbst auch in die Steuerung gehen kann?
Welche Rolle spielt, wenn wir scheitern, Selbstsabotage?
Julia: Glaubst du denn, dass wir uns oft auch selber sabotieren, sozusagen? Wir nehmen uns ja vor, etwas zu tun und tun’s dann doch nicht.
Christian: Ja. Wir sind ja jetzt im Jahr 2020 und der Jahreswechsel liegt ja jetzt noch nicht so Ewigkeiten zurück. Da gibt es ja im neuen Jahr immer diese guten Vorsätze. Ich habe einen Blogartikel darüber geschrieben, zu diesen guten Vorsätzen, und die Überschrift ist: «Warum gute Vorsätze nicht funktionieren können». Das hat für mich verschiedene Gründe. Der erste Punkt ist: Ja, es gibt ganz viele Selbstsabotageprogramme, für die allerdings – und da darf ich jeden einzelnen in Schutz nehmen – zwar keiner etwas kann, für die aber trotzdem jeder selbst verantwortlich ist. Finde ich einen wichtigen Bogen. Insbesondere in die ganzen gelernten Muster, da kann niemand was für. Da ist niemand schuld dran, dass das so ist. Trotzdem bin ich selbst in der Verantwortung. Wenn ich das verändern will, dann darf ich dafür die Verantwortung wirklich tragen. Das in die Hand nehmen, das ist der erste Gedanke.
Julia: Ich glaube, das ist so wichtig. So viele Leute denken: «Ja, wenn ich die Verantwortung habe, dann bin ich schuld.» Und dass man das tatsächlich auch trennen kann.
Christian: Genau. Richtig.
Julia: Das wollte ich gern noch einmal betonen, weil so viele Leute irgendwie in diese Schiene reinkommen: «Es liegt dann doch an mir und ich bin schuld.»
Christian: Und ich finde sie wichtig, diese Kombination. Halt auch wirklich zu sagen: «Und trotzdem ist es die Verantwortung jedes Einzelnen». Denn das Schlimmste, was passieren kann ist, dass jemand erkennt – ich mach’s mal ganz plakativ: «Ach, ich hatte eine schlimme Kindheit, deswegen funktioniert das bei mir eh nicht.» Ja, es kann sein, dass du eine schlimme Kindheit hattest. Es kann sein, dass du da – und ich war ja gerade bei den Mikrotraumatisierungen – dass du da viel abbekommen hast. Und trotzdem ist es deine Verantwortung jetzt zu sagen: „Ich werde etwas verändern. Mit dem Package, das ich trage.“
Das Geschenk des Lebens annehmen
Möglicherweise gibt es dann – wenn ich das aus der Systemtheorie betrachte – Dinge, wo ich sagen darf: «Ok, ich darf mich im Innen mit Mama und Papa aussöhnen. Ich darf Rückgaberituale machen. Ich darf dafür sorgen, dass ich im Innen ein gutes Verhältnis zu meinen Eltern habe.» Verwechseln auch viele. Wenn ich damit arbeite, kommen gerne die Klienten dann und fragen mich: «Ja, wenn wir das jetzt machen. Muss ich dann heute Nachmittag bei meiner Mama vorbeifahren und muss ihr sagen …» Da sage ich: «Nee!»
Oder der nächste, wo vielleicht Mama und Papa schon verstorben sind, sagt dann: «Ja, das bringt ja bei mir nichts. Mama und Papa leben ja nicht mehr.» Dann sage ich: «Das ist aber das ist nicht das, worum es geht. Es geht um das Bild von Mama und Papa, das du in dir trägst.“ Schön finde ich zu verstehen, die Eltern – Mama und Papa – sind unsere Lebensenergie. Wenn ich einen Groll in mir hege auf eine dieser beiden oder möglicherweise sogar beide Personen, dann nehme ich mir Lebensenergie. Und das sind ganz häufig Menschen, die dann Dinge nicht umgesetzt kriegen. Die erzählen: «Ich komme nicht voran. Ich habe keine Kraft. Ich habe keine Energie.» Ganz häufig sind die die innerlich einfach im Kampf gegen sich selbst. Und das, klar, das frisst ganz viel Energie. Das zieht Energie aus der Idee ab zu sagen: «Ich verändere mich. Ich gehe den Weg. Ich mache den ersten Schritt», weil ich einfach mit mir selbst im Unreinen oder nicht im Klaren und am Kämpfen bin.
Julia: Ja, ich glaube, es ist ein Weg, nicht wahr? Das heisst ja auch nicht, dass ich alles gutheisse, was passiert ist. Das heisst auch nicht, dass jetzt, wenn meine Eltern sich wirklich nicht richtig verhalten haben, dass man das gutheisst, sondern es geht ja nur darum: Wie gehe ich damit um?
Christian: Genau. Es gibt ein schönes Bild – wenn ich das systemisch betrachte – gibt es ein schönes Ritual. Das ist von Bert Hellinger, und das ist „das Geschenk des Lebens annehmen“ von den Eltern. Weil, das ist es, was wir bei den Eltern immer, immer, immer anerkennen dürfen. So blöd, wie möglicherweise mein Leben verlaufen ist und so viel Ärger ich vielleicht auch empfunden habe: ohne Mama und Papa wäre ich nicht auf diesem Planeten. Und das ist etwas, wofür ich zutiefst dankbar sein kann. Wenn das dass einzige ist, dann ist es aber genau das, was ich annehmen darf. Wirklich das Geschenk des Lebens von den Eltern annehmen, zu sagen – nicht nach aussen, sondern im Innen: «Mama und Papa, ich danke euch für das Geschenk des Lebens. Ich nehme das an und mache das Beste draus.»
Leben 5.0
Julia: Du hast ja ein Konzept – wenn ich das so nennen darf – das sich «Leben 5.0» nennt. Magst du da ein bisschen was erzählen? Was bedeutet «Leben 5.0»?
Christian: Mache ich total gern. Ich schmunzele, weil ich irgendwann einmal gefragt worden bin: «Wie bist du denn auf 5.0 gekommen?» Und dann hab’ ich angefangen, von dem Konzept zu erzählen. Das hat fünf Punkte. Dann hat irgendwer gesagt: «Ah, ja klar. Daher 5.0.% Ich bin ein ehrlicher Mensch. Nein, «Leben 5.0» ist erstmal grundsätzlich entstanden, weil ich gesagt habe: Oh weh, Leben 2.0 ist jetzt nichts Besonderes und da kam ich auf 5.0 und witzigerweise haben sich da auch fünf Punkte ergeben.
Ich glaube, wenn Menschen an einen Punkt kommen und sie wirklich sagen: «Ich will etwas im Leben verändern!» Dann habe ich, mit der Erfahrung der letzten, sieben, acht, neun Jahre geschaut: Okay, welcher Schritte bedarf es denn, um sich im Leben weiterzuentwickeln und zu verändern. Damit meine ich jetzt nicht, sich die Frage zu stellen: «Esse ich ab morgen vegetarisch?» Sondern, die Frage ist wirklich: «Wo will ich beruflich hin? Wo will ich persönlich hin? Was ist mein Zukunftsziel.»
In meiner Chronologie hat im Grunde genommen alles mit den Erfahrungen angefangen, die ich im NLP gemacht habe, deshalb liebe ich auch dieses Tool NLP sehr. Ich weiss, dass es da auch die eine oder andere kritische Stimme gibt. Ich hab’s aber auf eine sehr therapeutisch angelegte Variante lernen dürfen und nicht so, wie es ganz häufig unterrichtet wird, im Sinne von «Tschakka, die Welt gehört dir! Du schaffst alles!»
Zielearbeit
Nichtsdestotrotz gibt’s im NLP ein Element, das auch ein Element in meinem Konzept ist, ganz pragmatisch das Thema Zielearbeit. Mit Zielearbeit meine ich aber nicht nur kognitiv gesteuert zu sagen: «Ich will da und da jetzt hin». Vielmehr hat für mich Zielearbeit ganz viel damit zu tun: Bevor ich in die Zielearbeit gehe, darf ich in die Einkehr gehen. Das heisst, ich darf mich verbinden mit meinen inneren Qualitäten, mit dem «Was sagt mir eigentlich mein Herz?»
Wir haben am Anfang über dieses Schnelle in unserem Leben gesprochen. Wir sind ganz häufig sehr, sehr stark im Kopf und nicht mehr im Körper. Und Körper ist das Herz und ist der Bauch. Ich glaube, wir dürfen auf alle drei Elemente zugreifen und dürfen uns mit eigentlich den tief verborgenen Wünschen, Träumen, verbinden und dürfen dann – natürlich schon relativ pragmatisch – gucken: Okay, was ist ein ganz konkretes Ziel, das ich daraus ableite? So. Und dann darf ich gucken: Was will ich damit? Was sind die nächsten Schritte? Was gewinne ich dadurch? Was verliere ich dadurch? Was sagt mein Umfeld? Da bin ich dann wieder im NLP-Bereich. Und wirklich sich eine Vision zu machen davon, wo will ich denn eigentlich hin.
Für mich, zum Beispiel, eine Vision: Ich habe irgendwann einmal gesagt: «Ich will in fünf Jahren mindestens 10.000 Menschen den wirklich entscheidenden Schritt zu mehr Glück und Erfüllung weitergebracht haben. Und ich werde ein Zentrum, wo Menschen hinkommen, um persönliche Entwicklung zu suchen oder zu finden, gegründet haben.» Das war meine grosse Vision.
Aber das ist etwas, was ich nicht in dem Sinne gedacht habe. Da ist ja manchmal so der Punkt, dass man dasitzt und rechnet: «Aha, das würde ich vielleicht verdienen. Was müsste ich dafür tun?» Bei mir ist es aus einer Meditation heraus entstanden, wo ich wirklich einmal reingespürt habe: Was ist denn das Bild? Was sind die Zahlen, die aufpoppen? Ja, was ist das grosse Bild, das bei mir entsteht? Für mich ist das eines der wichtigsten Startelemente.
Ressourcenmanagement
Das Zweite, was ich im NLP gelernt habe ist: Wir dürfen uns darin üben Ressourcenmanagement zu betreiben. Das heisst: Kraft, Mut, Freude, Liebe, Selbstvertrauen etc. haben wir in unserem Leben mannigfaltig. Wir wissen, wie es funktioniert. Wir dürfen ‚nur‘ dafür sorgen, wie wir in diese guten Zustände reinkommen.
Das NLP macht das zum Beispiel mit Ankern, wobei man sich an gute Zustände erinnert, darüber auch springen zu können. Denn wir brauchen Ressourcen, um am Ball zu bleiben. Die Energie aus der Ressource brauchen wir, um am Ball zu bleiben. Das sind die ersten beiden Elemente aus meinem Programm.
Motivation
Dann habe ich mich die letzten vier Jahre ganz intensiv mit dem Thema Motivation beschäftigt. Es gibt verschiedene Begrifflichkeiten dazu. Wozu? Also, das «Why», wie es Professor Simon Sinek nennt. John Strelecky nennt es „Zweck der Existenz“. Dann gibt es den Genius. Es gibt ganz, ganz viele verschiedene Begrifflichkeiten dafür.
Das ist das, was mich im Innen antreibt. Das ist wirklich ein Herzensthema. Für mich war das ein Game Changer in allem, was ich getan habe. Ich komme ja aus dem Bereich Werbung/Marketing, habe ja 17 Jahre eine Werbeagentur gehabt. Und ich habe immer wieder Schmerzmomente in diesem Geschäft gehabt. Ich habe mich immer wieder gefragt: Wo kommt das her? Und dann habe ich mich irgendwann mit genau dem Thema beschäftigt und habe mich gefragt: Okay, was ist denn eigentlich das, was mich im Innen antreibt? Da habe ich gesehen, dass das, was mich eigentlich antreibt, mich ausmacht, was der Sinn meines Lebens ist, ganz weit davon entfernt ist, von dem, was ich in diesem Werbeagentur-Business mache. Und dann war mir klar: Okay, dieses Werbeagentur-Thema ist irgendwann Geschichte. Irgendwann wird’s mein Leben verlassen müssen weil’s einfach … weil ich es nicht bin.
Das ist der dritte Baustein. Sich wirklich mit der Frage zu beschäftigen: Was ist das, was mich im Innen wirklich antreibt? Was ist es, wofür ich morgens wirklich aufstehe, wo ich wirklich brenne? Das ist wieder ein Punkt, der mir Energie gibt. Und wenn ich dann anfange und gleiche auf dieser Basis meine Ziele noch einmal an, und schaue ist das wirklich mein Herz? Passt das zu meinem inneren Antrieb? Oder darf ich das noch einmal nachjustieren, weil es doch zu viel Kopf hat? Das ist der dritte Punkt.
Ich darf mein Leben so akzeptieren, wie es ist
Der vierte Punkt ist so ein Lebensmotto bei mir: Ich darf mein Leben so akzeptieren, wie es ist. Mein vergangenes Leben. Denn ohne das, wenn wir das alles nicht erlebt hätten, dann wären wir nicht da, wo wir heute wären. Und das darf ich anerkennen. Das darf ich annehmen. Das ist ein wichtiger Baustein, den es braucht. So komisch, wie das klingt, aber ich darf das akzeptieren, was jetzt im Moment da ist, um in die Veränderung zu gehen. Solange ich gegen das was war kämpfe, werde ich keine Energie aufbringen können, um Veränderungen zu machen. Schritt 4.
Das innere Team
Schritt 5 – und da kommen wir gerade zu dem, wo wir uns gerade drüber unterhalten haben – da darf ich gucken: Hab ich mein inneres Team im Boot? Mit «innerem Team» meine ich: meine innere Mama, mein innerer Papa – wie stehen die zu meinen Zielen? Und was sagt das innere Kind dazu?
Da mache ich ganz konkret auch Übungen. Es gibt ja in der Aufstellungsarbeit so eine typische Aufstellungsreihenfolge: Papa steht rechts, Mama steht links hinter einem – das Kind ist tendenziell eher davor. Das eigene Kind steht eigentlich ja daneben, aber das ist ein anderes Thema. Aber so, dass ich in die Räume wirklich reinschlüpfe, dass ich sage: «Okay, stell dir vor das ist der Stuhl auf dem du sitzt. Verbinde dich mal. Und das wird jetzt deine Position.»
Und dann gehe ich durch die Positionen durch. Dann stelle ich mich mit dem Klienten/der Klientin in die Papa-Rolle und schaue auf den Klienten, auf die Ziele drauf und gucke: Was sagt denn Papa dazu? Ist Papa jemand der sagt: «Ja, tschakka, komm! Gib Gas! Du bist die Beste/Tollste?» Oder sagt Papa: «Ach, Kind, komm lass mal. Das hat bei uns eh noch nie jemand geschafft. Du schaffst das eh nicht. Du bist nur ein Mädchen. Du bist nur ein Junge. Du bist nur dies … Du bist nicht schnell genug, bist nicht stark genug», was auch immer.
Da gehe ich im Grunde genommen durch die einzelnen Rollen in der Arbeit ganz konkret durch und sorge einfach dafür, dass eine Aussöhnung mit Mama und Papa stattfindet. So ein Stück weit hat das etwas damit zu tun, sich die Erlaubnis zu holen und sich im Innen zu sagen: «Mama, Papa, ich hab‘ verstanden. Das ist eure Geschichte. Ich weiss, dass euch das Angst macht. Dass ihr euch natürlich nur das Beste für mich wünscht. Und das ist jetzt meine Entscheidung, das so zu tun und ich wünsche mir von euch, dass ihr mich unterstützt.»
Das sind die fünf Punkte, die es, glaube ich, braucht, wenn wir wirklich etwas Grundlegendes im Leben verändern wollen. Das sind für mich die zentralen Schritte.
Jetzt könnte man noch diskutieren. Das hat natürlich ganz, ganz viel mit Verantwortung zu tun. Da gibt es Randthemen, die auch richtig sind, aber so von der Struktur her ist das etwas, mit dem ich unheimlich gern arbeite, was Teil meiner Seminarreihe ist, wo wir Schritt für Schritt durchgehen. Denn ich weiss aus Erfahrung, wie gut sich darüber die die Handbremsen im Leben lösen lassen und ganz plötzlich eine Leichtigkeit hereinkommt und Veränderung stattfindet.
Ganz oben steht Gelassenheit
Julia: Kann das denn auch unterstützen in dem Prozess gesund zu werden? Wie siehst du da den Zusammenhang?
Christian: Definitiv. Ich war gestern in einem Interview, bei dem es um das Thema [Betriebliches Gesundheitsmanagement] BGM ging. Da habe ich das auch gesagt. Für mich steht Gelassenheit vorne weg. Warum? Gelassenheit ist für mich eine Kompetenz. Das hat nicht mit «Buddha-tum» zu tun. Es hat nichts mit einer Scheissegal-Haltung zu tun. Sondern das hat damit zu tun dass man, wie ich gerade eben gesagt habe, annimmt was ist, auch beim Anderen annimmt, was ist. Zu erkennen: Das Leben ist für mich und nicht gegen mich. Alles, was passiert, ist für mich, um mich weiterzuentwickeln. Und es ist am Ende auch eine Chance.
Was dadurch passiert ist, dass wir weniger Stresshormone im Körper haben. Das hat eine klare Auswirkung. Körperlich hat das eine klare Auswirkung auf die Gesundheit. Ich habe in meinem eigenen Umfeld eine Geschichte gehabt: einer der wichtigsten Menschen ist sehr, sehr früh aus meinem Leben geschieden. Das war meine Mama, die sich immer, ihr ganzes Leben lang, in der Unzufriedenheit, im Ärger, im Neid aufgehalten hat. Am Ende hat ihr Körper ihr über mehrfach Brustkrebs, über … also verschiedene Erkrankungen über 15 Jahre signalisiert, dass sie eigentlich ihren Lebensstil an der Stelle hätte ändern dürfen. Hat sie aber nicht getan. Was dazu geführt hat, dass sie schon mit 55 verstorben ist. Also, ich will jetzt keine medizinische Diskussion aufmachen. Das ist meine ganz persönliche Meinung, dass das [unverständlich] ganz, ganz viel damit zu tun hat. Und deswegen ist Gelassenheit der erste Schritt zu sagen: Okay, damit kann ich mein System beruhigen. Damit kann ich meine hormonellen Ausschüttungen ein Stück steuern.
Und dann glaube ich und weiss ich, gibt es Situationen im Leben, wo ich einfach vielleicht auch in Dynamiken drinhänge, die mir nicht guttun, die mich auch immer wieder unter Druck und unter Stress setzen. Wenn ich da bin, dann darf ich mir Gedanken darüber machen: Wie kann ich – und da kommt der zweite und dritte Aspekt dazu – wie kann ich eine Selbstverwirklichung finden und meinem Leben einen Sinn geben?
Wenn ich das schaffe, wenn ich mein Leben sinnorientiert ausrichte … Das heisst nicht immer, dass ich den kompletten Job über den Haufen werfen muss. Das heisst nicht, dass ich alles im Leben verändern muss. Das heisst nicht, dass ich mich trennen muss. Das ist alles nicht der Punkt. Sondern das ist ganz individuell: Was will jeder von sich selbst, um ein erfülltes, glückliches Leben zu leben? Und wenn ich das mache, dann zahlt es – in meiner Welt – wieder auf das Gelassenheitskonto ein. Dementsprechend hat es einen grossen, grossen Einfluss auch auf die Gesamtkonstitution.
Wenn ich so den Vergleich aufmache, in der Zeit als ich mich persönlich weiterentwickelt habe und immer mehr auch in meiner Persönlichkeit gewachsen bin ist meine Erkältungsrate und die Rate dessen, was ich an Erkrankungen hatte zurückgegangen. Nur ganz meine persönliche Erfahrung.
Julia: Ja, das überrascht mich nicht. Lieber Christian, das ist super-spannend. Was ist jetzt, wenn jemand sagt: «Das würde mich interessieren. Ich möchte da mehr drüber lernen»? Du hast angedeutet, dass du Seminare führst zu dem Thema. Magst du noch kurz erzählen, wie man mit dir zusammenarbeiten kann?
Christian: Sehr gerne. Der erste Punkt ist, wenn hier Unternehmer unter den Zuhörern sein sollten, die dürfen mich gern als Redner buchen: www.christian-holzhausen.com.
Es gibt zwei grundsätzliche Themen. Eigentlich gibt es drei Themen. Es gibt immer noch den Vortrag „Erfolgsfaktor Gelassenheit“, wo ich mir ansehe: Okay, wie kann ich Gelassenheit im unternehmerischen Alltag gewinnen? Wie kann das zu einem Erfolgsfaktor werden?
Dann gibt es einen zweiten Vortrag, der sehr in die persönliche Richtung geht, nämlich „Selbstverwirklichung ist nicht verhandelbar“. Denn so ist das für mich. Sie ist nicht verhandelbar. Wir können nicht darüber diskutieren. Jeder hat das Recht darauf, und jeder darf das tun. Manche wissen nicht wie. Dabei unterstütze ich.
Und das dritte Vortragsthema ist „Macht Sinn“, wo ich gezielt auf diesen Sinn-Fokus gehe. Ich glaube, wenn Unternehmen anfangen, mehr sinnorientiert zu agieren, zu handeln, auch ihren Sinn und ihre Mission nach aussen transportieren, dann ist das für mich der grösste Hebel, wie wir beim Menschen etwas verändern können. Denn dann können Menschen zu einem Unternehmen kommen, weil sie die Mission gut finden, weil sie in Resonanz gehen können, weil sie sich da wohl fühlen, weil sie in eine Gemeinschaft kommen können. Das ist das für das Thema Unternehmen.
Für alle, die sagen, das Seminar von Christian klingt interessant: www.aufbruch-jetzt.com. Da gibt es mein Einstiegsseminar. Das ist ein Tagesseminar an verschiedenen Orten in Deutschland, von Kassel über Hamburg, Köln, Frankfurt, Leipzig, Hannover. Ich glaube, das sind die Locations für dieses Jahr. Ein kompletter Tag, und den packen wir richtig voll mit Einkehr und Ausblick. Das ist das, worum es inhaltlich geht.
Julia: Gibt es zum Abschluss noch etwas, das du gern erwähnen möchtest, um diese Folge sozusagen «rund» zu machen? Oder etwas, das du meinen Hörerinnen und Hörern gern mit auf den Weg geben möchtest?
Christian: Ich weiss, bei dir geht es um das Thema Gesundheit und um den Darm. Ich glaube, wichtig ist auf der einen Seite die Frage, was kann ich von aussen hinzufügen, um meinem Körper etwas Gutes zu tun. Mein Appell ist eigentlich immer wieder an jeden einzelnen außerdem zu gucken, was kann ich im Innen machen, von innen heraus tun, damit es mir gut geht?
Frieden beginnt bei dir
Ich habe vor kurzem eine schöne Keynote gesehen. Und die fing an mit den Worten: «Ich habe einen Traum. Und mein Traum ist, dass wir Frieden auf der Welt haben.» Und er hat es dann runtergebrochen. Er hat gesagt, wenn wir Frieden auf der Welt haben wollen, dann müssen wir dafür sorgen, dass Frieden auf jedem einzelnen Kontinent ist. Wenn wir Frieden auf jedem einzelnen Kontinent haben wollen, dann müssen wir dafür sorgen, dass Frieden in jedem einzelnen Land ist. Er bricht das weiter herunter und am Ende sagt er nämlich, wir brauchen Frieden in jeder Familie. Und wenn wir Frieden in jeder Familie haben wollen, dann müssen wir Frieden in jedem Einzelnen haben.
Ich glaube, wir dürfen da anfangen und dürfen jeder gucken: Nehme ich mich mit ein? Wir dürfen dafür sorgen jeden Tag ein Stück daran zu arbeiten, mit uns im Frieden zu sein, mit uns im Glück zu sein, dann werden wir irgendwann auch eine «Welt-Community» werden. Das ist meine grosse Vision, meine Hoffnung. Dann werden wir den Unterschied machen und ich glaube, dann kriegen wir einen friedvollen Planeten. Vielleicht ist das der letzte Bogen, den ich mitgebe.
Julia: Ja. Danke. Vielen lieben Dank für das schöne Gespräch. Ich würde mich freuen, wenn wir in Kontakt bleiben.
Christian: Sehr, sehr gern, liebe Julia.
Die Links zur Folge lauten:
Website von Christan Holzhausen: https://www.christian-holzhausen.com
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