Vor 10 Jahren war Nora Hodeige an einem Punkt angelangt, wo nichts mehr ging: sie hatte täglich Schwindel und regelmässige Panikattacken. Trotz zahlreicher Arztbesuche konnte niemand herausfinden, was sie hatte. Zwar wurde ihr Hashimoto Thyreoditis diagnostiziert und auch schulmedizinisch behandelt, doch der Schwindel blieb.
Erst der Besuch bei einer Heilpraktikerin brachte Klarheit: sie litt unter Histaminintoleranz.
In diesem Interview spreche ich mit Nora unter anderem über:
- An welchen Anzeichen du erkennst, ob vielleicht auch du unter Histaminintoleranz leidest
- Was die ersten Schritte sind, die du unternehmen kannst, um die Symptome zu verbessern
- Warum auch das Mindset, also deine Gedanken und Glaubenssätze eine grosse Rolle spielen, wenn es um deine langfristige Gesundheit geht
Julia: Ich freue mich sehr, dass ich die liebe Nora Hodeige bei mir zu Gast habe. Herzlich willkommen, liebe Nora, und danke, dass du dir die Zeit genommen hast.
Nora: Hallo und vielen Dank, dass ich da sein darf. Ich freue mich riesig.
Julia: Du bist ja über deine eigene Geschichte zum Thema Gesundheit und Histamin gekommen. Magst du einmal berichten, was damals passiert ist, wie es dir gegangen ist und auch, wie du mit der Situation umgegangen bist, als es dir so schlecht ging?
Symptome, die den Ärzten Rätsel aufgaben
Nora: Ja, das mache ich gern. Ich feiere dieses Jahr Jubiläum. Es ist nämlich genau zehn Jahre her. 2010 ist es mir tatsächlich mehr oder weniger von einem Tag auf den anderen ziemlich schlecht gegangen. Ich weiss es natürlich noch genau.
Ich war beim Mittagessen und habe dann während des Essens eine Panikattacke – das weiss ich heute – bekommen. Damals wusste ich gar nicht, was los ist. Ich war beim Essen, alles war normal, und plötzlich habe ich gemerkt wie mein Herz schneller schlägt und dann … Jeder, der das schon einmal erlebt hat, erzählt das gleiche: Da kommt so eine Welle auf dich zu und erfasst dich und du weisst gar nicht, was los ist. Dann habe ich gezittert, und es wurde der Notarzt gerufen, weil ich einfach vom Stuhl gekippt bin.
Die konnten gar nichts machen. Die haben gesagt: «Ihr Herz schlägt sehr schnell. Ihr Blutdruck ist hoch.» Sie haben mich dann wieder nach Hause geschickt und gesagt: «Beruhigen Sie sich mal. Es ist nichts.» Sie konnten halt nichts finden.
Das hat dann so angefangen, mit dieser Panikattacke. Was dann vor allem zurückgeblieben ist war so ein Schwindel. Von dem Tag an war mir jeden Tag, jede Minute, die ich wach war, schwindelig. Das war so ein «Schwank-Schwindel», was dazu geführt hat, dass ich immer, wenn ich gelaufen bin, das Gefühl hatte, der Boden wackelt. Eine Zeitlang habe ich es gerade so zum Supermarkt gegenüber und wieder nach Hause geschafft. Dann hinsetzen, atmen.
Ich habe zu der Zeit allein gewohnt. Ich war Studentin, war gerade aus meiner WG ausgezogen und war den ganzen Tag allein. Diese Panikattacken kamen sehr regelmässig, manchmal mehrmals am Tag. Ich hab’s recht schnell mit dem Essen verbunden. Das hatte fast immer etwas mit dem Essen zu tun. Ich wusste gar nicht, gar nicht, was ist.
Dann habe ich einen Ärzte-Marathon gemacht. Ich war zum Studium in Wien, also weit weg von zu Hause, und hatte da noch gar keine Ärzte. Ich war immer zu Hause in den Semesterferien. Wenn irgendwas war bin ich zum Hausarzt gegangen. Dann habe ich in Wien alle Ärzte durchgetestet, und die haben immer alle gesagt: «Nein, es ist alles super bei Ihnen. Sie sind total gesund.»
Ich war beim normalen Hausarzt, der hat dann ein EKG gemacht. Da ist auch nichts gewesen. Dann beim Neurologen. Da ist nichts auffällig gewesen. Dann Innenohrtest, wegen Gleichgewicht, und da ist auch nichts auffällig gewesen. Dann haben sie sogar ein MRT gemacht von meinem Gehirn. Es war einfach nichts. Sie haben nichts gefunden.
Der Weg zur Diagnose
Auf der einen Seite hat mich das irgendwie beruhigt, und auf der anderen Seite ging’s mir ja so schlecht. Diese Diskrepanz auch zu spüren… Dann sagten die Ärzte natürlich ganz schnell: «Das ist psychisch. Sie haben vielleicht ein bisschen viel Stress im Studium. Schwindel…, das kann schon einmal passieren. Jetzt beruhigen Sie sich mal und atmen Sie mal weiter. Das wird schon weggehen.»
Aber es ist überhaupt nicht weggegangen. Am Schluss war dieser Schwindel jeden Tag. Egal ob ich gesessen bin oder gelaufen oder gelegen. Es hat immer gewackelt, genau wie auf einem Boot. So würde ich es mal bezeichnen. Am schönsten war es übrigens auf einem Schiff! Wenn ich Schiff gefahren bin, hat es nicht gewackelt, denn es hat ja sowieso gewackelt. Das habe ich dann echt ganz gern gemacht.
Das habe ich dann ein Dreivierteljahr irgendwie durchgezogen, bin auch noch zur Uni gegangen. Ich habe gedacht: «Du musst dein Leben irgendwie weitermachen. Das wird schon weggehen.»
Und dann habe ich die Reissleine gezogen und bin wieder nach Hause gegangen zu meiner Mama und habe gesagt: «Wir müssen jetzt mal gucken, was hier los ist. Ich muss wieder zu Kräften kommen, wieder normal leben können. Ich kann mein Leben momentan gar nicht meistern. Ich kann allein gar nichts machen.»
Ich hatte natürlich dauernd Angst. Angst, dass es mir wirklich sehr, sehr schlecht geht. Oder, es ist mir sehr schlecht gegangen. Ich hatte Angst, dass ich irgendwie umkippe. Dass ich da ganz allein bin.
Dann war ich bei meinem Hausarzt zu Hause. Der hat gesagt: «Ach, wir können doch mal einen Bluttest machen.» Es ist ja interessant, dass die 20 Ärzte vorher nicht auf die Idee gekommen sind. Der hatte dann Verdacht auf Hashimoto. Die Schilddrüsenwerte waren nicht gut. Er hat mich zu einer Expertin geschickt, die dann bei mir Hashimoto diagnostiziert hat. Ich war super-happy, dass sie was gefunden haben. Ich habe dann L-Thyroxin genommen. Dieses Herzrasen wurde tatsächlich besser. Aber der Schwindel hat nicht aufgehört.
Dann habe ich zufällig die Tierärztin von meinem Hund getroffen. Ich war mit dem Hund beim Tierarzt. Die hat dann gesagt: «Ich bin auch Heilpraktikerin für Menschen. Wenn es Ihnen nicht so gut geht,» – ich hatte erzählt, dass es so schwierig ist momentan – «dann kommen Sie doch einmal. Wir finden bestimmt etwas.» Ich habe ihr meine Symptome genannt, und die hat gesagt: «Das klingt total nach einer Histaminintoleranz. Hier ist die Liste. Das müssen Sie einmal alles weglassen, und dann schauen wir mal in einer Woche, ob es besser geworden ist.»
Histaminintoleranz
Und das war so krass! Ich habe diese Lebensmittel alle weggelassen und es hat nur wenige Tage gedauert, bis der Schwindel merklich weniger geworden ist. Nach ein paar Wochen war er einfach weg. Das war schon sehr gravierend.
Ich fand es sehr einfach erst einmal mit diesem Weglassen zu leben, weil der Unterschied zwischen vorher und nachher … Das waren Welten! Ich konnte endlich wieder nach oben gucken, auch so ein bisschen aus meinem Loch und aus den ganzen Ängsten und den schlechten Gefühlen rauskommen.
Julia: Und was hast du dann gedacht? Dass quasi ein paar Nahrungsmittel – so viele sind es ja dann am Ende gar nicht mal – so etwas auslösen können, hättest du das für möglich gehalten?
Nora: Nein. Nein. Das hätte ich überhaupt gar nicht für möglich gehalten. Es ist ja auch so: Solange man nicht weiss, was ist … Ich habe dann irgendwann fast gar nichts mehr gegessen. Ich hatte ja gemerkt, es hat mit dem Essen zu tun, aber ich wusste nicht so wirklich, mit welchen Lebensmitteln. Ausser bei ein paar Sachen. Ich hatte gemerkt: Tomate ist nicht gut. Das habe ich selbst gemerkt. Wenn ich eine Tomate esse, dann ist sofort Alarmzustand. Da habe ich ein paar Sachen weggelassen. Und – das höre ich ja immer wieder – man fängt dann an, immer mehr wegzulassen, immer mehr wegzulassen, immer mehr wegzulassen und irgendwann fast gar nichts mehr zu essen.
Das ist dann schon einfach ein schwieriger Zustand, weil man immer denkt: «Essen müsste mir doch eigentlich guttun. Ich brauche doch was zu essen. Ich brauche doch Lebensmittel und die Nährstoffe, die da drin sind.» Dass so etwas so krasse Auswirkungen haben kann! Auch abgesehen, von Verdauungsbeschwerden, die natürlich sehr unangenehm sind. Aber so auf das ganze Herz-Kreislauf-System zu schlagen … Man hat das Gefühl, der Boden wird einem unter den Füssen weggerissen.
Typische Symptome für Histaminintoleranz
Julia: Du hast dich ja dann mit dem Thema Histamin beschäftigt und hast sehr viel darüber gelesen. Mittlerweile berätst du Menschen mit Histaminintoleranz. Was, würdest du sagen, sind typische Symptome? Du hast ein paar deiner eigenen Symptome aufgezählt. Gibt’s noch andere Dinge, wo jemand vielleicht hellhörig werden und vielleicht an Histamin denken sollte?
Nora: Ja. Ich finde recht typisch sind auch Hautgeschichten: Hautausschläge, vor allem auch, diese roten Flecken, die manche Menschen bekommen, die vorwiegend im Hals- und Dekolleté-Bereich auftreten. Manche haben rote Quaddeln auf den Armen, also eher so fleckige Ausschläge. Es ist ganz typisch, finde ich, wenn Histamin ausgeschüttet wird, dass es diese Reaktionen hervorruft. Bei Menschen, die aufgeregt sind oder die Rotwein trinken ist es ja ähnlich, die bekommen auch oft solche Flecken. Das ist dann immer das Histamin, was da Probleme macht.
Dann, wie gesagt, die Herz-Kreislauf-Sachen, das Blutdrucksystem, das nicht funktioniert. Entweder ist er zu hoch oder er ist zu niedrig. Viele haben mit einem extrem niedrigen Blutdruck zu kämpfen und fühlen sich irgendwie schwindelig und nicht gut.
Dann natürlich Verdauungsbeschwerden, wie Blähungen und Völlegefühl, von-bis, sozusagen. Migräne und Kopfschmerzen sind auch relativ typisch. Viele stellen dann fest, wenn sie Histamin weglassen: «Ach ja! Ich habe immer so Kopfschmerzen gehabt.» Ich war auch zum Beispiel so ein Typ. In meiner Jugend oder auch Anfang 20er hatte ich bestimmt einmal die Woche Kopfschmerzen. Auch dieses ist jetzt nicht mehr da. Das hat sich dann mit der Histamingeschichte gelegt. Das haben auch viele.
Ich finde, daran sieht man schon, dass es sehr breit ist.
Julia: Ja. Würdest du denn im Nachhinein auch sagen, auch die Panikattacken haben tatsächlich mit dem Histamin zu tun? Oder mit dem Hashimoto? Oder beidem?
Nora: Nein, ich würde im Nachhinein sagen, dass es wahrscheinlich doch eher mit dem Histamin zu tun hat. Das war vielleicht noch ein bisschen potenziert bei mir, wie auch immer, aber letztendlich hat das auf jeden Fall mit dem Histamin zu tun, und das ist auch ein typisches Symptom, von dem viele erzählen.
Was ist Histamin?
Dass das Histamin ja auch im Körper einfach zu Unruhe führt, zu einem erhöhten Blutdruck, das ist ja auch der Sinn von Histamin. Histamin hat ja jeder als Stoff im Körper und wir brauchen das auch. Das macht ja auch diese Immunreaktion: Es dockt an die Rezeptoren an und sorgt dafür, dass die Blutgefässe sich erweitern, der Blutfluss schneller wird.
Das ist sinnvoll vom Körper, ist aber, wenn es fehlgeleitet ist oder relativ häufig passiert sehr, sehr unangenehm. Dann passiert so eine Reaktion. Ich glaube, das ist dann so eine Mischung aus Körper und dem Verstand, der versucht, das einzuordnen: «Okay, ich sitze einfach nur und esse, und plötzlich kommt so eine Angst hoch.» Oder so eine körperliche Reaktion: Der Körper gerät in Aufruhr oder Alarm. Ich kann das nicht einordnen. Dann kommt die Angst: Was passiert gerade? Und dann schaukelt sich das, glaube ich, so ein bisschen hoch. Und dann ist man ganz schnell in so einer Panikattacke bzw. einer Panikreaktion.
Das Schlimme ist ja, wenn man das einmal erlebt hat, das ist ja so unangenehm, dass man das nicht noch einmal erleben möchte. Und dann hat man Angst vor der Angst und ist dann schneller drin als man raus ist, leider.
Histaminintoleranz und Stress
Julia: Ich denke, Histamin ist auch ein Zeichen von Stress im System. Es ist wie ein Ventil, das dann hochgeht. Würdest du sagen, dass Histamin Stress auslöst oder ist eher der Stress, den wir vielleicht auch im Leben haben, ein zusätzlicher Auslöser für eine Histaminintoleranz?
Nora: Ja, nach meiner persönlichen Beobachtung über die letzten Jahre ist es eher so herum: Der Stress, den wir haben, staut sich ja oft über Jahre an, Drucksituationen, die wir uns schaffen, Stress, den wir dauerhaft haben, den die meisten Menschen ja einfach auch gar nicht verarbeiten – man lebt mit dem Stress, das ist ja normal – all das ist irgendwann einfach zu viel für den Körper. Irgendwann hat sich das so hochgeschaukelt, dass diese explosionsartigen Reaktionen passieren. Dann kommt es zu diesen Überreaktionen.
Es ist meiner Erfahrung nach tatsächlich eher so, dass dieser Stress, den wir im Körper nicht verarbeitet bekommen, Histamin erhöht, und irgendwann explodiert es.
Julia: Also hatte der Arzt unbewusst vielleicht doch recht, der gesagt hat: «Das ist alles psychisch.» Er hat das nur anders gemeint.
Nora: Total. Aber das will man in dem Moment gar nicht hören. Das führt ja auch zu der Reaktion, dass man da sitzt und denkt: „Nein! Ich bin aber wirklich krank.“
Julia: Das Problem ist ja, dass einem oft so etwas an den Kopf geworfen wird und eigentlich auch falsch gemeint ist. Etwa so: «Sie bilden sich das alles nur ein und da ist ja eigentlich nichts.»
Nora: Genau. Genau. Oder so nach dem Motto: «Jetzt gerade ist es vielleicht ein bisschen stressig in der Uni», aber das ist ja gar nicht der Stress, um den es geht. Es geht ja viel mehr um diesen jahrelangen Stress. Ich habe ja dann auch angefangen, ganz viel in meinem Leben aufzuräumen, um festzustellen: Okay, wo ist eigentlich dieser Stress? Das ist nicht: «Ich habe jetzt gerade mal zwei Wochen Prüfungsphase», sondern es geht vielmehr um grössere Themen, um Lebensentscheidungen. Führe ich eigentlich das Leben, das ich wirklich möchte. Oder unterdrücke ich kontinuierlich mich selbst oder meine Bedürfnisse? Arbeite ich viel zu viel für andere? Kümmere ich mich mehr um andere als um mich selber? Solche Themen sind, glaube ich, eher das, was uns so viel Stress macht, dass es sich so anstauen kann.
Süss finde ich ja auch immer Ärzte, die dann sagen: «Das ist psychisch.» Tja, was soll ich dann damit machen? Ich meine, dann brauche ich ja trotzdem Hilfe. Das ist ja nett, wenn sie sagen: «Das ist psychisch. Gehen Sie mal wieder.» Und dann denkst du: «Ja, aber … dann brauche ich doch erst recht jemanden, im besten Fall, der mich irgendwie da durchleitet.»
Histaminintoleranz: Die ersten Schritte
Julia: Was würdest du denn sagen, wenn jemand heute zu dir käme und die gleichen Symptome hat, wie du damals? Oder du denkst: «Das hat mit Histamin zu tun.» Was würdest du so einer Person raten? Was ist als Erstes zu tun?
Nora: Als Erstes sind schon die Standard-körperlichen Massnahmen zu tätigen: Weglassen. Weglassen von histaminhaltigen Lebensmitteln, unbedingt. Auch für mehr als ein oder zwei Wochen. Ich sehe immer, dass die Leute sagen: «Ja, aber ich mache das schon zwei Wochen. Es ist noch nicht besser geworden.» Man darf dem Körper schon Zeit geben, sich auch daran zu gewöhnen, dass er das Histamin nicht mehr bekommt, und dass er vielleicht das, was schon im Körper ist, auch abbauen lernt.
Also, Weglassen von histaminhaltigen Lebensmitteln und auch von denen, die wir als «Liberatoren» bezeichnen, die den Körper dazu bringen, Histamin auszuschütten.
Julia: Kannst du vielleicht ein paar aufzählen? So die wichtigsten?
Nora: Die histaminhaltigen Lebensmittel sind vor allem Lebensmittel, die lange reifen oder die haltbar gemacht werden. Käse ist da ganz typisch. Je härter oder je länger gereift, umso mehr Histamin. Bei Alkohol, Wein, zum Beispiel ist das ja genauso. Rotwein hat viel mehr Histamin als die anderen Alkoholika. Je heller, je klarer, desto weniger Histamin.
Obst. Solche Sorten, wie Bananen und Avocados. Sachen, die einfach sehr schnell verderben. Beim Prozess des Verderbens entwickelt sich sehr viel Histamin. Alles, was geräuchert, gepökelt, eingelegt, fermentiert ist, entwickelt in dem Prozess Histamin.
Und dann gibt es Histaminliberatoren, die den Körper anregen, Histamin auszuschütten. Das sind dann Lebensmittel, die sozusagen Stress verursachen, wie sehr scharfe Lebensmittel, die das dann triggern. Genauso ist aber Stress – ob von innen oder aussen – auch ein Histaminliberator.
Auch jede Art von körperlicher Anstrengung: Ausdauersport oder sehr anstrengende Tätigkeiten können bei empfindlichen Menschen auch dazu führen, dass Histamin ausgeschüttet wird.
Erstmal Weglassen. Und leider ist es ja mit dem Weglassen … Das ist zwar hilfreich, es ist aber nicht unbedingt zielführend, wenn man wieder gesund werden möchte. Nur Weglassen allein ist wichtig, es ist aber nicht das einzige.
Man will ja auch nicht, zumindest ich – ich war 25 – ich wollte nicht den Rest meines Lebens alles immer weglassen müssen. Es ist ja schon recht einschränkend, weil es einzelne Lebensmittel aus so verschiedenen Lebensmittelgruppen sind. Man kann nicht einfach sagen, man lässt einfach die Milchprodukte weg. Das ist jetzt relativ einfach, finde ich, so von der Handhabung her. Das ist auch nervig natürlich. Weglassen als Therapieform für immer, das wäre jetzt auch nicht mein Ziel gewesen.
Histaminintoleranz und Darmgesundheit
Zunächst Weglassen, und dann müssen wir uns auf jeden Fall um den Darm kümmern! Der Darm ist immer, immer angeschlagen, wenn man eine Histaminintoleranz hat. Das kann sogar die alleinige Ursache sein. Es gibt Zahlen: Bei über 70 Prozent der Betroffenen ist der Darm tatsächlich die Hauptursache oder die körperliche Hauptursache. Der Darm ist immer angeschlagen. Wir müssen immer schauen, dass wir uns um ihn kümmern.
Das ist ja auch eigentlich ganz spannend, finde ich. Im Normalo-Leben kümmert man sich ja nicht so viel um seinen Darm. Dann darf man auch lernen: Was ist gesundes Essen? Was ist für meinen Darm gutes, gesundes Essen, das man schön verarbeiten kann? Was nicht noch zusätzlich zu Entzündungen führt. Wie koche ich frisch? Mit frischen Lebensmitteln? Koche ich überhaupt? Worauf muss ich achten, wenn ich einkaufen gehe? Dass keine Zusatzstoffe drin sind, dass keine Konservierungsstoffe drin sind, dass keine mit E deklarierten Stoffe drin sind und so.
Das ist für viele Menschen eine extreme Umstellung. Andererseits, denke ich, ist es auch eine schöne Möglichkeit, sich rundum ein bisschen gesünder zu ernähren und zu sein. Darüber hinaus dürfen wir dann lernen, dass ja nicht nur Lebensmittel Nahrung sind, sondern auch, mit welchen Menschen wir uns umgeben, in welcher Umwelt wir leben, wie wir mit unserem Stressmanagement umgehen. Diese Sachen sind auch «Nahrung». Alles, was «in uns reinkommt» – auf welcher Ebene, durch welche Öffnung auch immer – macht immer irgendetwas in unserem Körper. Da dürfen wir auch lernen, achtsam zu sein.
Gedanken kann man ändern
Julia: Richtig. Ich glaube, du hast dich ja jetzt auch über die Jahre hinweg auf dieses Thema besonders fokussiert. Was machen unsere Gedanken – da wir über Achtsamkeit sprechen – in unserem Körper? Was für einen Einfluss haben sie auf unsere Gesundheit? Ich glaube, wenn man das mit der Ernährung einmal einigermassen im Griff hat … Ich denke, das ist wirklich der wichtigste Ort, um zu starten: Ernährung und Darm. Aber wenn das mal so läuft und man so ein bisschen weiss, wie es geht, dann macht es auf jeden Fall Sinn auch einmal zu schauen: Wie lebe ich mein Leben? Was denke ich? Wie kann ich da vielleicht auch etwas ändern? Es ist ja für die Leute neu, dass man seine Gedanken auch einfach ändern kann.
Nora: Das ist tatsächlich sehr neu. Und das ist ja auch nicht so einfach. Es ist ja ein Prozess, bei dem man sich entscheiden darf. Und dann darf man den Schritt für Schritt gehen. Eigentlich, finde ich, ist das beste Stressmanagement, das wir machen können, uns klar zu machen, dass wir entscheiden können, was wir denken wollen. Und dass wir den einen Gedanken vor dem anderen wählen dürfen und sagen: «Den möchte ich lieber, und den werde ich jetzt so etablieren, dass der Teil meiner DNA oder Teil meiner Grundüberzeugung wird.» Und Teil von mir selbst ja dann.
Was ich auch immer interessant finde … Das sieht man ja schon! Mein Kopf ist ja Teil meines Körpers. Verbunden. Alles, was wir denken, geht original in unseren Körper. Jeder Gedanke sendet ja auch eine Botschaft aus, eine neurologische Botschaft über das zentrale Nervensystem, und geht in unseren Körper rein, in jede Zelle rein. Und wenn ich mir dann so etwas erzähle wie: «Ich bin nicht gut genug. Mein Körper ist schlecht. Mein Körper will mich nur ärgern. Mein Körper ist doof, weil der nicht macht, was ich möchte.» Das hört der! Das hört der 1:1, die ganze Zeit. Es ist sehr, sehr schwierig, aus einer Erkrankung herauszukommen, wenn wir uns die ganze Zeit erzählen, dass der Körper nicht mitmacht oder dass er doof ist oder dass er nicht gut genug ist. Dass wir ihn nicht mögen.
Andererseits möchten wir aber gern wieder gesund werden, und dann haben wir diese grosse Diskrepanz, die da entsteht. Der Körper hört die ganze Zeit, dass er das nicht kann und dass er nicht gut ist. Dass es ihm sowieso schlecht geht und dass er sowieso nur Dinge macht, um uns zu ärgern. Auf der anderen Seite möchten wir aber gern, dass er gesund wird. Und dass wir lernen dürfen, eben auch mit unseren Gedanken, uns selbst und unseren Körper zu unterstützen, in eine gute, eine positive Richtung zu lenken.
Julia: Wie geht man da vor? Wie erkennt man überhaupt, was man ständig denkt?
Nora: Das ist, glaube ich, die grösste Kunst. Vorgehen: Erstmal beobachten und herausfinden und kennenlernen, was man eigentlich wirklich denkt. Wir denken ja 50.000 Gedanken am Tag. Die denken wir ja gar nicht bewusst. Nur die wenigsten Gedanken denken wir bewusst.
Ich finde natürlich, im Gespräch, wenn man zu einem Coach geht, jemandem der kommunikationstechnisch ausgebildet ist, dann kommt man schon schnell auch an diese Gedanken, die relativ stark sind. Gedanken, die wir Glaubenssätze nennen, auf die wir unsere Glaubenskonstrukt oder alle unsere anderen Gedanken aufgebaut haben, dieses Fundament. Da können wir dann schon hinkommen, indem wir einfach Dinge abtragen und immer mehr reinschauen: Okay, wo sind denn die starken Glaubenssätze, die uns abhalten?
Zusätzlich ist es auch einfach eine tägliche Praxis, die wir üben dürfen, dass wir auch immer mal wieder innehalten und uns selbst fragen: «Was denke ich eigentlich gerade?» Oder: «Wo bin ich gerade in meinen Gedanken?» So eine Art Check-in zu machen. Wo bin ich gerade? Dann stellen wir auch fest – wenn wir das regelmässig machen –, dass wir selten mit den Gedanken in der Situation sind, in der wir gerade sind. Dass wir ganz häufig über etwas anderes nachdenken und uns Sorgen machen um jemanden, oder was später passiert, oder darüber nachdenken, dass der Körper jetzt bestimmt gleich wieder so und so, oder warum der jetzt schon wieder … Und einfach auch zu lernen, bei sich zu sein, in der Situation zu sein bringt ja ganz, ganz viel Entspannung, diese Achtsamkeit zu üben.
Ich finde, da kann man ganz klein anfangen. Okay, wo bin ich gerade? Wo sind meine Gedanken? Dann lernt man. Am besten schreibt man auf: Was ist das für ein Gedanke gewesen? Oder ein, zwei, drei Gedanken. Wenn man das regelmässig macht sieht man ja da auch gewisse Muster. Man kommt gewissen Themen näher und stellt dann fest: Oh, da ist vielleicht die eine oder andere Sache, die mich doch relativ beeinflusst, weil ich sie immer wieder denke, weil sie immer wieder aufkommt.
Was ich auch feststelle bei Menschen, denen es schon länger schlecht geht oder die länger krank sind, die haben ganz oft so eine Hoffnungslosigkeit. Die in ihren Gedanken, wenn man nachfragt, sich dann auch gar nicht mehr vorstellen können, wie es wäre, wieder gesund zu sein. Oder wie es wäre, gewisse Symptome loszuwerden. Auch daran darf man dann arbeiten. Das braucht man schon. Um da wieder herauszukommen aus all den Symptomen und Beschwerden, darf man schon die Hoffnung in sich selber wiederfinden.
Julia: Würdest du vorschlagen – wenn wir jetzt noch einmal auf das Vorgehen zurückkommen – erst einmal die Ernährung umzustellen, dann den Darm in Ordnung zu bringen und sich dann seinen Gedanken zu widmen und zu schauen: Was denke ich die ganze Zeit? Und dann gucken: Wie kann ich das ändern? Um meinen Körper auch von der Seite her zu unterstützen, dass er sich wieder heilen kann.
Nora: Genau. Genau. Ich finde bei dem Was-denke-ich-eigentlich-Prozess kommt man ja ganz häufig auch an solche Themen wie: Ist das Leben, wie ich es mir aufgebaut habe, überhaupt gut für mich? Macht das, wie ich gerade lebe und wie ich denke mit sehr viel Stress oder ist das zielführend für meine Gesundheit? Und da häufig festzustellen, dass es eben nicht so ist und dass wir gewisse Dinge einfach für uns ändern dürfen, um Entspannung oder neue Gedanken überhaupt möglich zu machen.
Genesung ist möglich
Julia: Erzähl doch mal, wie es dir heute geht? Gibt es Hoffnung? Wenn jetzt hier jemand zuhört und sagt: «Ich hab‘ Histaminintoleranz, und ich habe alle diese Symptome.» Oder: «Ich weiss schon, dass ich ein Histaminproblem habe.» Kann man da wieder herauskommen?
Nora: Ja. Ich glaube das ganz fest. Ich habe es selbst erlebt. Seit über fünf Jahren habe ich keine Histaminintoleranz mehr. Keine Symptome, ich kann alles essen. Man kann das gar nicht mehr nachweisen. Der Darm ist völlig in Ordnung. Deswegen sage ich immer: Ja, es gibt Hoffnung. Ich bin der lebende Beweis.
Ich habe schon einige Menschen begleitet, und ich sehe immer, dass wirklich diese Arbeit mit den Gedanken und mit dem Mindset … Das macht bei ganz vielen dann so einen Riesensprung. Vorher wird es besser. Es wird besser. Mit vielen Symptomen ist ihnen schon geholfen, wenn sie weglassen. Viele Symptome werden besser, wenn sie den Darm in den Griff bekommen. Aber dann fällt man manchmal zurück. Oder dann kommt irgendwas, und dann fällt man zurück und dann kommen die Symptome wieder. Wenn wir dann anfangen am Mindset zu arbeiten, mit den Gedanken zu arbeiten, dann macht das manchmal so einen Sprung. Dann hat man ein Level erreicht, von dem man nicht mehr zurückfällt. Sondern man hat man ein Level erreicht, wo es dann wirklich besser wird.
Ich weiss – ich war ja auch da – man kann sich das während man in der Situation ist, ganz oft, nicht vorstellen, was das jetzt bringen soll. Man denkt so: «Hä, mein Körper ist doch krank.» Alles psychisch? Mein Körper ist krank. Ja. Aber da ist eben ein Zusammenspiel. Ich darf auch an meiner Psyche und meiner mentalen Gesundheit arbeiten, genau wie an meinem Körper.
Julia: Ja. Genau. Das sage ich ja auch immer mit meinem Darmglück-Prozess. Das gehört tatsächlich zusammen. Ich glaube, je länger man sich mit dem Thema Ernährung und Gesundheit beschäftigt, desto weniger kommt man an diesem Thema Gedanken und Mindset vorbei, nicht wahr?
Coaching bei Histaminintoleranz
Wie machst du das mit deinen Kunden? Ich glaube, du hast ein Coaching-Programm, durch das du die Kunden führst, oder wie muss man sich das vorstellen?
Nora: Ja, genau. Ich habe ein Coaching-Programm, und ich habe es «Denk dich gesund!» genannt, um das so ein bisschen klarzumachen, worum es tatsächlich geht. Ich habe auch verschiedene Vorprogramme, die den Körper abdecken. Aber am liebsten arbeite ich mit den Leuten dann, wenn sie schon ein bisschen weiter sind und wir schauen uns die Gedanken an.
Wir fangen wirklich ganz am Anfang an. Wir schauen erstmal: Okay, was denkst du so? Wir kommen erstmal dem Ganzen auf die Schliche. Wir finden deine starken Glaubenssätze, die eben nicht auf deine Gesundheit einzahlen. Dann gehen wir ganz langsam Schritt für Schritt den Prozess durch. Was darf sich jetzt verändern? Wie veränderst du auch deine Gedanken? Tatsächlich auch eine tägliche Routine, eine tägliche Praxis zu etablieren, die immer mehr hilft, dass man tatsächlich seine Gedanken verändern kann. Ganz viel mit Achtsamkeitsübungen.
Und, was ich immer mache, ist, am Thema «Ich bin nicht gut genug» zu arbeiten. Ich habe festgestellt: Das hat jeder. Da kommt man manchmal sowieso relativ schnell hin und manchmal nicht. Ich nehme es immer mit auf, weil ich immer sage: Das ist Grundlage. Wenn man es nicht vorher hatte, dann kommt man im Prozess der Erkrankung dahin. Selbst wenn man nur sagt: «Mein Körper ist nicht gut genug.»
Ich habe ein kurzes Programm, da arbeiten wir sechs Wochen zusammen. Am liebsten nehme ich mir aber die Zeit, gemeinsam mit meinen Klienten, so dass wir drei Monate zusammenarbeiten können und sie dann auch wirklich so stark aufgestellt sind, dass sie dann auch allein weiterkommen.
Julia: Und wo findet man dich, wenn man dich sucht?
Nora: Man findet mich auf meiner Internetseite www.leben-mit-ohne.de und da am liebsten auf «Mit mir arbeiten», da kann man sich dieses «Denk dich gesund»-Programm in Ruhe durchlesen, wenn man möchte, und hat da auch die Möglichkeit, mir eine Nachricht zu schicken.
Julia: Gibt es noch etwas, was du meinen Hörerinnen und Hörern mit auf den Weg geben möchtest? Was wir vielleicht vergessen haben zu erwähnen, oder was sonst noch nötig ist, um vielleicht den nächsten Schritt zu tun?
Nora: Ich finde schön, wenn man sich klarmacht, dass Gesundheit ein Prozess ist. Wir fangen irgendwo an und dann dürfen wir Schritt für Schritt immer weiter gehen. Letztendlich ist es ein Prozess, der einen immer mehr zu sich selbst führt. Empfinde ich so. Gesundheit ist der Weg zurück zu dir. Das, finde ich, ist ein schönes Bild und hilft vielleicht auch dann tatsächlich anzufangen. Wenn man denkt: Ist das viel Arbeit? Mag ich das überhaupt machen? Ja, aber es hilft dir wirklich wahnsinnig viel. Du kommst immer mehr bei dir an. Du wirst immer mehr wissen, wer du bist, immer mehr wissen, was du wirklich in deinem Leben möchtest, immer klarer werden und entspannter werden. Und das sind ganz, ganz schöne Sachen.
Julia: Klasse! Vielen Dank für das schöne Gespräch, liebe Nora.
Die Links zur Folge lauten:
Mehr über Nora und ihren Ansatz erfährst du unter: https://www.leben-mit-ohne.de
Kostenloses Online–Seminar von Julia über die 3 häufigsten Fehler, die du wahrscheinlich auch machst, wenn es um die Darmgesundheit geht: https://arktisbiopharma.ch/onlineseminar
Kostenlose Darmglück Facebook Gruppe: https://www.facebook.com/groups/502317769835023/
Instagram Profil Julia Gruber: https://www.instagram.com/juliaelisabethgruber/
Darmglück Online Kurs: https://gruber-ernaehrung.ch/darmglueck
Und hier kannst du den Selbsthypnose-Minikurs erwerben: https://arktisbiopharma.ch/selbsthypnose
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