Ich habe neulich einen Vortrag für die Arktis BioPharma in Zürich im Rahmen des Symposiums „Schwangerschaft und Kleinkinder“ halten dürfen und habe mich in der Vorbereitungszeit intensiver mit dem vaginalen Mikrobiom und der Intimhygiene von Frauen auseinander setzen müssen. Hiermit hatte ich mich in der Vergangenheit nur sehr rudimentär beschäftigt und fand das ganze doch so interessant, dass ich beschlossen habe, dem Thema einen eigenen Artikel zu widmen. Denn ich glaube, dass ganz viele Frauen sich kaum damit auskennen und gar nicht wissen, was für einen immensen Einfluss eine gesunde Vaginalflora hat.
Bakterien der Vagina
Fangen wir einmal ganz nüchtern an: am Anfang sind kaum Bakterien vaginal oder rektal zu finden. Im Laufe der Jahre ändert sich dies und immer mehr Bakterien siedeln sich an, so dass sich die Vaginalflora nach der Pubertät, also im gebärfähigen Alter, aus mindestens 50 verschiedenen Bakterienspezies zusammensetzt. Eindeutig dominieren dabei die Laktobazillen, deren Hauptaufgaben es sind einen Säureschutzmantel zu bilden und eine Barriere nach außen zu errichten. Nach der Menopause ändern sich die hormonellen Bedingungen und die Vielfalt nimmt wieder ab.
Laktobazillen, die auch nach ihrem Entdecker „Döderlein-Bakterien“ genannt werden, ernähren sich von den abgestorbenen Vaginalzellen, welche sehr gute Nährstoffe für sie bereitstellt. Durch die Vergärung dieser Nährstoffe (dem Glycogen) entsteht Milchsäure, die den pH-Wert in der Vagina in einem recht sauren Bereich zwischen 4-4,5 aufrechterhält (ganz anders zum Beispiel im Blut, wo der pH-Wert ca. 7,36-7,44 beträgt). Dieses saure Milieu hemmt das Wachstum von Eindringlingen. Zudem werden giftige Stoffe produziert, die ebenfalls Erreger direkt abtöten und vertreiben.
Das spannende an den Laktobazillen ist, dass es Untergruppen gibt, die sogar gegen HIV, Herpes, Gonorrhoe und andere Geschlechtserkrankungen vorgehen! Ist das nicht ein absolutes Wunder der Natur? Da zerbrechen sich Wissenschaftler über irgendwelche synthetisch hergestellten Mittel den Kopf, wie man zum Beispiel HIV in den Griff bekommen könnte, und wir tragen die Lösung seit ewigen Zeiten bereits mit uns herum! Vorausgesetzt, die Zusammensetzung unser Bakterien stimmt!
Bakterielle Vaginose … wenn die schlechten Bakterien Party feiern
Problematisch wird es, wenn diese Laktobazillen in ihrer Anzahl abnehmen. Durch das Verschwinden ihrer Vielzahl geht auch die Schutzfunktion verloren und „schlechte“ Bakterien haben Platz sich auszubreiten. Das passiert, wenn zum Beispiel übertriebene Intimhygiene angewendet wird, aber auch wenn dein Immunsystem in irgendeiner Weise geschwächt ist, also bei Infektionen, Stress und seine Auswirkungen, Medikamenten (wo wir mal wieder unter anderem bei Antibiotika sind) aber auch bei hormonellen Veränderungen wie die Pille, oder ähnliche hormonelle Kontrazeptiva, die Menopause und auch während der Schwangerschaft.
Wenn diese „schlechten“ Bakterien Überhand nehmen und Party feiern nennt man das bakterielle Vaginose. Es könnte sein, dass du es daran erkennst, dass dein Ausfluss fischig riecht oder du Juckreiz oder Brennen im Vaginalbereich hast. Bei 50% der Frauen entstehen jedoch keine solcher Symptome und das ist tückisch. Denn dann können die Bakterien weiter hoch krabbeln und zum Beispiel Blasenentzündungen verursachen. Es kann aber auch sein, dass ein unerfüllter Kinderwunsch auf eine solche Vaginose zurückzuführen ist. Während der Schwangerschaft ist es besonders heikel, denn durch die emporkriechenden Bakterien kann es zu einem Abort oder einer Frühgeburt kommen. Zudem wird die Neugeborenenflora negativ beeinflusst und das Risiko nach der Entbindung eine Infektion zu bekommen ist deutlich erhöht. Langfristig kann es sogar das Krebsrisiko erhöhen!
Heftig oder? Und das nur wegen ein paar Bakterien…
Die Schulmedizin setzt, wie soll es anders sein, hierbei in der Regel Antibiotika ein. Aber, wie wir ja wissen, zerstört das nicht nur die schlechten Bakterien sondern die guten gleich mit. Zudem haben die schlechten sich daran angepasst, denn Bakterien sind echt schlau! Es gibt vor allem eine Art, die Gardnerellen, die eine Art Tarnmantel um sich herum aufbauen (man nennt das Biofilm). Antibiotika sind gegen diese Biofilme absolut machtlos. Man vermutet, dass unter diesem Tarnmantel die Bakterien sich austauschen und dadurch 1000fach höhere Antibiotikakonzentrationen vertragen! Ja, da ist es sicher sinnvoll Antibiotika gegen einzusetzen … hüstel. Nach ca. drei Monaten hat man nämlich den ganzen Salat wieder von vorne und züchtet sich wunderbar immer schlechtere Bakterienzusammensetzungen an.
Wenn unbedingt Antibiotika eingesetzt werden müssen, dann nimm bitte IMMER parallel ein Laktobazillen-Probiotika ein! Ob du das oral oder gleich vaginal machst, bleibt dir überlassen. Ich denke eine Kombination aus beidem wäre wahrscheinlich am sinnvollsten. Orale Probiotika haben den Vorteil, dass sie gleich den Darm mit therapieren, der quasi als Hauptreservoir für die guten Bakterien dient, und damit nachhaltiger wirken. Die vaginalen Probiotika haben, weil direkt vor Ort, eine schnellere Wirkung und sie können direkt das Milieu mit beeinflussen.
Tabuthema Intimhygiene
Präventiv kannst du folgendes tun: versuche Stress zu vermeiden (ja, ich weiß, viel einfacher gesagt als getan ;-)) aber umso wichtiger ist die Regeneration zu fördern und für einen erholsamen Schlaf zu sorgen. Vermeide übermäßige Körperhygiene und bevorzuge atmungsaktive Unterwäsche und Kleidung. Zur täglichen Intimpflege für Frauen kann ich dir in dem Zusammenhang die Waschlotion Colostrum Lotion Clean und zur Pflege die Colostrum Creme Fresh empfehlen.
Während der Periode sind Tampons und Binden nicht zu empfehlen. Nicht nur aus umweltfreundlichen Gründen, denn es wird doch eine ganze Menge Müll hierdurch produziert, trocknen Tampons unter Umständen die Vagina aus und verändern, auch je nach Verweildauer, deutlich das Milieu. Binden begünstigen das Ganze zusätzlich und bieten schlechten Bakterien und Pilzen beste Wachstumsbedingungen. Deutlich geeigneter sind Menstruationstassen.
Eine abwechslungsreiche, gesunde und ballaststoffreiche Ernährung ist ebenfalls zu empfehlen, wobei probiotisches Essen, wie zum Beispiel Joghurt, Sauerkraut oder andere sauervergorene Lebensmittel die natürliche Kolonisation im Darm und somit auch in der Scheide unterstützt.
Natürlich ist auch hier eine Darmsanierung unerlässlich. Eventuell solltest du deinen Hormonhaushalt kontrollieren lassen, denn Schwankungen im Östrogen- und Progesteronhaushalt können ebenfalls Dysbalancen im Vaginalmilieu begünstigen. Ganz wichtig, und das solltest du nie vergessen, auch dein Partner sollte sich untersuchen lassen und eventuell mit behandeln.
Pilzinfektionen der Scheide
Fast genauso Problematisch wie die Vermehrung schlechter Bakterien sind Pilzinfektionen im Scheidenbereich. Die häufigsten Pilze oder besser Hefen besitzen leider häufig eine Resistenz gegenüber den üblichen schulmedizinisch eingesetzten Antimykotika. Auch hier ist die Gefahr groß, dass es langfristig zu Unfruchtbarkeit kommen kann. Zudem sich schlechte Bakterien und Pilze nebeneinander sehr wohl fühlen und meistens zusammen massiv ausbreiten und sich in ihrem Wachstum begünstigen. Die Ursachen für eine Pilzinfektion sind eigentlich sehr ähnlich wie die einer bakteriellen Vaginose. Im Allgemeinen liegt ein gestörtes Körpermilieu vor, was häufig eine Kombination aus chronischer Übersäuerung, einem geschwächten Immunsystem und einer dysharmonischen Darmflora darstellt.
Auch hier ist es absolut wichtig, vielleicht sogar noch wichtiger als bei den Bakterien, den Partner mit zu behandeln, auch wenn dieser meistens keine Symptome bemerkt. In der Therapie können Bärlauch– oder Myrrhepräparate und Grapefruitkern- oder Granatapfelkernextrakte, in schlimmeren Fällen eventuell auch Nystatine eingesetzt werden. Im Anschluss sollte aber immer ein Aufbau der Vagnialflora und des Darms mit Probiotika (Milchsäurebakterien) folgen. Hierbei kannst du versuchen mit Buttermilchsitzbädern und Joghurttampons das Ganze zu unterstützen.
Ich hoffe, ich konnte dir wieder ein wenig mehr über deinen wunderbaren Körper beibringen und vielleicht kümmerst du dich jetzt noch ein bisschen besser um dein Stiefkind, der Vaginalflora ;-).