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Ich fühle mich geehrt, dass ich dir heute einen Gastartikel von Prof. Dr. Burkhard Schütz präsentieren darf, zum Thema Leaky Gut, also durchlässiger Darm.
Prof. Dr. Schütz ist eine Koryphäe auf seinem Gebiet, mehr über ihn erfährst du am Ende dieses Artikels. Viel Spass beim Lesen!

 

Zahlreiche Erkrankungen lassen sich auf eine erhöhte Darmdurchlässigkeit (intestinale Permeabilität) zurückführen. Nicht nur Darmerkrankungen sondern auch Allergien oder Autoimmunerkrankungen wie Zöliakie, Diabetes Typ 1, Multiple Sklerose, rheumatoide Arthritis und anderes mehr können die Folgen sein.

Der Darm hat im Körper viele Aufgaben. Dazu gehört eine kontrollierte und hochselektive Stoffaufnahme, die die Nährstoffversorgung des Körpers sicherstellt. Auch eine effektive Infektionsabwehr ist eine wichtige Funktion, denn nirgends ist der Kontakt zwischen Körper und Umwelt intensiver als an der Darmschleimhaut (Mucosa).

Um all seine Aufgaben als Barriere zwischen Körper und Umwelt ausführen zu können, braucht der Darm:

1. eine intakte bakterielle Besiedelung des Darmes (intestinale Mikroflora)

2. eine ausreichende Bildung von Mucosaschleim und

3. sekretorischem Immungloblin A (sIgA) sowie

4. eine unversehrte intestinale Epithelzellschicht.

 

Die intestinale Mikroflora ist ein wichtiges Instrument, um endogene Infektionen abzuwehren. Durch eine dichte Besiedelung der Mucosa mit „gesunden“ Keimen, wird pathogenen Krankheitserregern der Zugang zu Schleimhautrezeptoren erschwert. Endogene Infektionen werden so verhindert. Weiterhin konkurrieren die Darm-Bakterien mit potenziellen Angreifern um Nährstoffe, was letztere an ihrer Vermehrung und Ausbreitung hindert.

Der von der Mucosa gebildete Schleim schützt die Mucosa, ist wichtig für deren Integrität und stellt damit einen Pfeiler für den Erhalt einer normalen Permeabilität (=Durchlässigkeit) dar. Andererseits verhilft er dem Nahrungsbrei zur richtigen Konsistenz für eine reguläre Stoffaufnahme.

Hinzu kommt, dass mit dem Mucosaschleim das sIgA in das Darminnere abgegeben wird. Die Bildung von Mucosaschleim und sIgA hängen also direkt zusammen.

Das sIgA hat die Aufgabe im Darmlumen Antigene aller Art zu binden, zum Beispiel Bakterien, Viren, große Makromoleküle und anderes mehr. Die Antigene verbleiben im Darmlumen und werden mit dem Stuhl ausgeschieden. So kontrolliert sIgA wirksam die Antigen­belastung des Körpers .

An der intestinalen Epithelschicht findet der kontrollierte (Nähr-)Stoffdurchtritt vom Darmlumen in den Blutkreislauf statt. Das geschieht erstens durch die Zellen selbst (transcellulär) und zweitens zwischen den Zellen hindurch (paracellulär). Der transcelluläre Transport geschieht ohne weiteres Eingreifen der Zellen über einfache Diffusion, über spezialisierte Rezeptoren oder durch Endocytose. Der paracelluläre Durchtritt durch die einlagige Epithelschicht geschieht an sogenannten“tight-junctions“, d.h. Teile eines Proteinnetzes, das die Zellen umspannt und ihre Zwischenräume mehr oder weniger gut abdichtet.

Liegen Störungen in einem der genannten Bereiche vor, beeinträchtigt das die intestinale Barrierefunktion, die Durchlässigkeit der Darmschleimhaut für Antigene aller Art nimmt zu und das „nachgeschaltete“ Immunsystems im Körper wird belastet.

Intestinale Permeabilität und ihre Bedeutung

Kommt es zu einer Erhöhung der intestinalen Permeabilität (wird der Darm also durchlässiger), treten vermehrt Stoffe in den Blutkreislauf, die in diesen Mengen dort nicht vorliegen sollten. Es kommt zu einer massiven Reaktion des Immunsystems gegen diese Stoffe, die Darmschleimhaut entzündet sich, was langfristig zu einer Schädigungen der intestinalen Mucosa führt.

Hinzu kommen andere immunologische Reaktionen: es werden Antikörper gebildet gegen Nahrungsbestandteile, was zu Lebensmittelallergien oder Nahrungsmittelunverträglichkeiten führen kann.

Es entstehen aber auch Antikörper gegen körpereigene Organoberflächen, wodurch die Entstehung von Autoimmunerkrankungen begünstigt wird. Insbesondere für Diabetes Typ 1, Multiple Sklerose und rheumatoide Polyarthritis sind konkrete Belege für solche Zusammenhänge gefunden worden.

Doch auch bei vielen anderen Erkrankungen liegt die Vermutung nahe, dass eine erhöhte Darmpermeabilität eine (Mit-)Ursache sein kann.

Ursachen einer erhöhten intestinalen Permeabilität

Darmerkrankungen können einen Einfluss auf die Permeabilität des Darms haben.

Morbus Crohn und Colitis ulcerosa führen zu Entzündungen des Darmes und damit zu einer gesteigerten Durchlässigkeit. Ursachen einer erhöhten Permeabilität können aber auch Unverträglichkeiten (Zöliakie, Lactosemalabsorption, Fructose-Intoleranzen) sein oder eine exokrine Pankreasinsuffizienz, Infektionen und Fehlbesiedelungen.

Nicht zuletzt wirkt sich auch psychischer und physischer Stress auf die intestinale Permeabilität aus. Durch Stresshormone und Neurotransmitter (CRH und Noradrenalin) „quillt“ die Darmmucosa auf (Ödembildung) und es kommt so zu einer gesteigerten Durchlässigkeit des Darms.

„Leaky gut“ – die Diagnostik

Die Diagnose des „Leaky gut“ kann anhand von Serum-, Urin- und Stuhl-Untersuchungen gestellt werden. Von Bedeutung hierfür sind vor allem die Parameter Zonulin und das Entzündungsprotein alpha-1-Antitrypsin.

Zonulin ist ein Protein, das über Rezeptoren die Durchlässigkeit der Tight-Junctions steuert. Liegt Zonulin erhöht vor, steigt die Permeabilität des Darmes an, es kommt zum „Leaky gut“. Patienten mit aktiver Zöliakie zeigen deutlich erhöhte Werte des Proteins. Bei der Entwicklung einer Zöliakie, aber auch bei Diabetes Typ 1, Multipler Sklerose und rheumatischer Polyarthritis weisen erhöhte Zonulin-Spiegel darauf hin, dass ein durchlässiger Darmes einen wichtigen ursächlicher Faktor für den Ausbruch der Erkrankung darstellt.

Alpha-1-Antitrypsin weist auf eine Entzündung an der Darmschleimhaut hin, es ist aber oft auch ein sicherer Indikator für eine erhöhte Darmpermeabilität.

Wir arbeiten seit vielen Jahren mit dem Laobor BIOVIS zusammen, dessen Leiter Prof. Dr. Schütz ist.  Mehr über die Diagnostik findest du auch hier.

 

Was tun bei Leaky Gut

Unsere Gastautorin und Naturheilpraktikerin Julia Steffen, die ebenfalls mit Prof. Dr. Schütz zusammenarbeitet, hat einen ausführlichen Blogartikel zum Leaky Gut Syndrom und seiner Behandlung geschrieben. Du erfährst dort noch mehr über typische Symptome, Ursachen und auch über Wege, wie du dem Leaky Gut entgegenwirken kannst, es lohnt sich also, den Artikel jetzt gleich auch noch zu lesen.

 

Über den Autor

Leaky GutProf. Dr. Burkhard Schütz ist geschäftsführender Gesellschafter und Wissenschaftlicher Leiter der BIOVIS Diagnostik MVZ GmbH, Limburg. Ausserdem ist er niedergelassen in eigener Praxis mit den Schwerpunkten Mikrobiologie und Labordiagnostik. Wir freuen uns auch sehr, dass er im wissenschaftlichen Beirat von Arktis BioPharma Schweiz sitzt, und uns so mit seiner immensen Expertise zur Verfügung steht.

Er ist gern gesehener Redner bei medizinischen Kongressen und Veranstaltungen, und wir freuen uns, dass er auch regelmässig zu Vorträgen bei uns in Einsiedeln zu sehen ist. Diese Vorträge sind insbesondere für Therapeuten gedacht, wenn du im Gesundheitsbereich arbeitest und darüber informiert werden möchtest, dann kontaktiere uns bitte über den Chat oder per E-Mail.

Die Verbandsaktivitäten von Prof. Dr. Schütz bestehen aus:

  • Vorstand der Internationalen Gesellschaft für angewandte Präventionsmedizin
  • Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Probiotische Medizin
  • Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Probiotikaforschung
  • Wissenschaftlicher Beirat der internationalen Gesellschaft für Bioimmuntherapie
  • Mitglied der Ärztegesellschaft für Erfahrungsheilkunde

 

Hast du eine Frage an Dr. Schütz oder an uns? Du kannst hierfür gerne die Kommentare benutzen oder uns eine E-Mail schreiben.

4 Kommentare

  • terrasse bar zürich sagt:

    Toller Artikel, gefaellt mir gut. Ich habe diesen auf FB geteilt und einige Likes dafuer bekommen. Weiter so!

  • Marijke sagt:

    Ich bin Sehr intressiert. Habt ihr vielleicht Ein adresse von Ein guter artz in der Schweiz. Am liebste in Graubünden

    • Julia sagt:

      Hallo Marijke
      nein, leider nicht. Es gibt nicht so viele Ärzte, die mit Mikrobiom-Analytik kombiniert mit Ernährungsumstellung arbeiten. Jedenfalls nicht unseres Wissens.
      Vielleicht wäre ja unser Kurs Darmglück etwas für dich? Da bekommst du das Ernährungswissen, die Rezepten und gegen einen Aufpreis auch eine Mikrobiomanalyse. Hier kannst du mehr erfahren: https://www.gruber-ernaehrung.ch/darmglueck
      viele Grüsse, Julia

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